Rezension

Der Preis des Aufstiegs

Das Vermächtnis der Agnes Bernauer -

Das Vermächtnis der Agnes Bernauer
von Silke Elzner

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ihre Gedanken wanderten zu Albrecht. Sie ahnte, er würde untröstlich sein, wenn er hiervon erfuhr. Und das war es, was ihr am meisten zu schaffen machte...“

 

Dies Worte stammen aus dem Prolog des Buches, der im Jahre 1435 spielt. Danach führt mich die Geschichte ins Jahr 1428.

Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Handlung zeugt von umfangreicher Recherche. Das macht das Geschehen authentisch.

Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Dadurch ermöglicht er einen Blick in die historische Situation und die geschichtlichen Zusammenhänge.

Albrecht, Sohn des Herzogs von Bayern - München, nimmt an einem Turnier in Augsburg teil.

 

„...Natürlich war er sich bewusst, dass er aus der Begegnung als Verlierer hervorgegangen war. Er spürte es in allen Knochen….“

 

In Augsburg lernt er dann eine junge Frau kennen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Agnes Bernauer, die Tochter des Baders, wird ihm nach München folgen.

Albrecht ist der einzige Erbe. Ohne sein Verschulden war gerade eine Verlobung in die Brüche gegangen. Sein Vater drängt auf eine neue Verbindung. Doch Albrecht ist stur. Er will Agnes, obwohl er weiß, dass sie nicht standesgemäß ist. Auf seinen Wunsch hin nimmt seine Mutter Agnes als Hofdame auf.

Deutlich wird, dass Albrecht sich zeitweise wie ein Kindskopf verhält. Daran ist sein Vater nicht ganz unschuldig, weil er ihm nichts zutraut. Er will das Heft des Handelns in seinen Händen halten. Sein Onkel Wilhelm ist zugänglicher. Doch auch er weist auf die Regeln hin.

 

„...Du weißt selbst, wie wichtig dem Adel die Heiratspolitik ist. So schaffen wir Bündnisse, mehren den Reichtum, erweitern unsere Macht...“

 

Agnes sieht das Leben wesentlich realistischer. Sie hat mehr erreicht, als sie sich je zu träumen wagte. Eine Ehe hält sie für utopisch. Auf Albrecht verzichten, möchte sie aber auch nicht. Sie ist selbstbewusst und lässt sich nicht unterkriegen.

Eine wichtige Rolle spielt Jan von Sedlec, Albrechts Hofmeister. Er stammt aus Böhmen und scheint manchmal ein rechter Luftikus zu sein. Im Gegensatz zu Albrecht aber weiß er, wo die Grenzen liegen. Deshalb wäscht er Albrecht auch gern mal den Kopf, was der nicht besonders liebt.

Gut eingebunden wird das Geschehen im Umfeld. Dazu gehören die Hussitenkriege. Albrecht hatte Jan Hus bei seiner Tante in Prag kennengelernt. Die Ursachen für den Krieg bringt er gekonnt auf den Punkt. Sein Onkel ist der gleichen Meinung.

 

„...Seit Hus den Märtyrertod gestorben ist, hat die Bewegung erst recht Aufwind erhalten. Die Hinrichtung war insofern ein Fehler, da sie Hus zum Nationalhelden gemacht hat...“

 

Selbst in Bayern sind sich die Herrscher nicht grün. Der Herzog von Ingolstadt stellt sich gegen München und Landshut. Straubing soll unter den Herzögen aufgeteilt werden. Jeder möchte ein Stück vom Kuchen abhaben.

Ein ausführliches Nachwort und ein Personenregister schließen das Buch ab.

Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er zeichnet das Porträt einer Frau, der es gelungen war, ihrem Stand zu entfliehen. Der Preis dafür war allerdings hoch.