Rezension

Der Sarkasmus und Humor haben leider nicht ausgereicht

Unsere verlorenen Herzen - Krystal Sutherland

Unsere verlorenen Herzen
von Krystal Sutherland

Bewertet mit 2 Sternen

Klappentext

„Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: in schlabbrige Jungsklamotten gehüllt, mit einem kaputten Bein und einer kaputten Seele. Ihre Zerbrechlichkeit macht sie in Henrys Augen nur noch schöner. Aber Grace lässt Henry kaum an sich heran – bis sie ihn eines Tages völlig unvermittelt küsst. Henry wagt es, zu hoffen. Doch irgendein ungreifbares Geheimnis scheint zwischen ihnen zu stehen ...“

 

Gestaltung

Mit den vielen kleinen und großen Herzen, die alle mit Rissen versehen sind, wirkt das Cover sehr süß und niedlich. Die Pastelltöne finde ich dabei richtig hübsch, weil das Motiv so nicht so knallig ist und stimmig wirkt. Die Risse in den Herzen deuten zudem auch darauf hin, dass die Liebe in diesem Buch nicht nur einfach ist. Ich finde das Cover sehr süß und mag es unheimlich gern.

 

Meine Meinung

Auf dieses Buch bin ich vor allem durch sein Cover aufmerksam geworden, da es mir gut gefällt und meinen Blick auf sich gezogen hat. Zudem gefiel mir, dass es eine Art Playlist zum Buch gibt und auch der Klappentext klang interessant. So begann ich zu lesen und wurde zunächst dadurch überrascht, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Protagonist Henry erzählt wird. Ein männlicher Erzähler ist selten und seine Erzählstimme war poetisch und humorvoll zugleich. Henry ist kein typischer Teenager seines Alters, denn er schreibt Dinge lieber auf, statt sie ungefiltert auszusprechen. Dies ist eine Eigenschaft, mit der ich mich gut identifizieren konnte und die ich sehr an ihm mochte. Er ist zudem sehr philosophisch, was in Kombination mit seinem Sarkasmus und seiner Ironie recht spannend war.

 

Auch gefiel mir die Idee der Autorin, Chatgespräche in das Buch einzubauen, die dann durch Sprechblasen besonders hervorgehoben wurden. So wurde die Geschichte aufgelockert, auch wenn ich manchmal Probleme hatte, diesen zu folgen, weil nicht immer direkt klar wurde, welche Nachricht sich auf was bezieht. Zudem verwendet Henry viele Referenzen auf Serien, Filme oder Musiker, die mir leider nichts sagten und wodurch für mich etwas von der Bedeutung des Gesagten verloren bzw. an mir vorbei ging, da ich nicht verstehen konnte, worauf Henry sich bezieht.

 

Anfangs mochte ich das Buch auch noch recht gerne, denn es mischten sich ernstere Töne, Humor und ein kleines Rätselraten rund um Grace, über die weder Henry noch der  Leser viel wissen, miteinander. Gerade die Beziehung zwischen Henry und seinen beiden besten Freunden Lola und Muz gefiel mir sehr, da man ihre tiefe Verbindung spürt und merkt, wie gut sie sich schon kennen. Doch je weiter die Geschichte voranschritt, desto genervter wurde ich von ihr. Die humorvolleren Kommentare von Henry reichten dann für mich einfach nicht mehr aus, um mich bei Laune zu halten.

 

So störte mich, je weiter ich las, immer mehr der Umgangston zwischen Henry, seinen Eltern und seinen beiden Freunden. Sie nahmen alles auf die leichte Schulter, zogen vieles ins Lächerliche und machten wirklich immer nur Witze. Das war für mich einfach nur unrealistisch. Gerade die Eltern waren dabei auch mehr als nur albern und kindlich. Sie verhielten sich teilweise so, dass ich nur den Kopf schütteln konnte und mich fragte, warum sie sich so verhielten.

 

Die Frage nach dem Warum war auch bei Grace immer wieder in meinem Hinterkopf. Sie ist ein schwankendes Blatt im Wind, denn zwischen „Ich mag Henry und möchte ihn“ und „Nein, ich möchte ihn doch nicht“ konnte sie sich anscheinend nicht entscheiden. Dabei verhielt sie sich für mich mit Fortschreiten der Handlung zunehmend immer komplizierter und ich konnte ihr Verhalten einfach nicht mehr nachvollziehen. Hier hätte sie für mich viel mehr erklärt werden müssen, um verstehen zu können, warum sie so handelt wie sie es tut. Anfangs konnte ich mich noch in sie hineinversetzen und zumindest ansatzweise verstehen, warum sie tut, was sie tut, aber ab der Hälfte des Buches klappte das einfach nicht mehr, weil sie sich meiner Meinung nach gegenüber Henry einfach nur unmöglich verhalten hat. Aber auch Henry empfand ich ab diesem Punkt als nervig, da er auf einmal so stark an Grace hing und sich dann total hat hängen lassen.

 

Die Rätsel, die sich anfangs um Grace rankten und die mir gut gefallen hatten, da sie mich zum Spekulieren anregten, hielten auch nicht lange an, denn sie waren viel zu einfach zu durchschauen. Ich konnte im Endeffekt bereits auf den ersten gut 120 Seiten alles erahnen, was mit Grace geschehen war und auch wie sich die Geschichte entwickeln würde, habe ich vorausgeahnt. So war die Handlung für meinen Geschmack einfach zu vorhersehbar. Hinzu kam dann das bereits erwähnte Hin und Her zwischen Grace und Henry und so musste ich mich dann ab der Buchmitte schon sehr überwinden, weiter zu lesen. Ich empfand Henry dann auch als ziemlich melodramatisch und er schwafelte mir dann auch zu viel.

 

Zudem war die Handlung für mich auch einfach nicht stringent. Es geht immer wieder um die Beziehung von Grace und Henry und dann gibt es Phasen, in denen es nur um Henry, sein Schulleben, seine Schülerzeitung und seine Freunde geht und wo Grace dann einfach wie weggewischt ist. Hier begegnen sie sich nicht mal auf dem Schulflur oder in der Redaktion, was mir einfach komisch erschien und was für mich gar nicht zusammen passte. Auch waren manche Lösungen der Autorin, um die Geschichte voranzutreiben, für mich zu plump und einfach gelöst.  

 

Fazit

„Unsere verlorenen Herzen“ hatte für mich durchaus auch positive Züge, wie Henrys unterhaltsamer Humor in Form von sarkastischen Kommentaren oder seine philosophischen Gedanken. Jedoch konnte dies nicht aufwiegen, dass ich irgendwann einfach nur noch genervt von ihm, Grace und dem Hin und Her in ihrer Beziehung war. Auch seine überdrehten Eltern und Freunde sowie ihr ständiges Herumwitzeln war mir zu viel des Guten. Zudem störte mich auch, dass viele Handlungsweisen einfach nicht versteh- und nachvollziehbar waren (egal ob von Grace oder Henrys Eltern). Ich hatte irgendwann einfach kaum noch Lust weiter zu lesen, was ich sehr schade fand.

2 von 5 Sternen!

 

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