Rezension

Der Schöne wird zum Biest

Emanio - Der Schöne und das Biest -

Emanio - Der Schöne und das Biest
von Nicole Gozdek

Bewertet mit 5 Sternen

In dieser Märchenadaption wird Emanio, Erstgeborener des Herzogs und somit zukünftiger Regent, wegen seines verwerflichen Verhaltens in einen Panther verflucht. Retten kann ihn nur die einzig wahre Liebe, aber leider gibt es hier eine zeitliche Frist - Eile ist also geboten. So ganz verstehen kann Emanio sein Schicksal nicht, da er in seinen Augen niemandem etwas angetan hat. Klar, welcher Bösewicht wäre da einsichtig? Allerdings stellt sich hier selbst dem Leser die Frage, ob nicht vielleicht eine Verwechslung vorliegen könnte.

In einer weiteren Hauptrolle lernt man den jungen Wildhüter Lerio kennen, der als Gestaltwandler bereits viel Boshaftigkeit in Menschengestalt ertragen musste. Als Luchs könnte er den verwandelten Emanio verstehen und somit eine Kommunikation mit dessen Familie und Bediensteten ermöglichen. Will er aber nicht. Denn er hat mit dem Regentensohn noch eine Rechnung offen.

Mit Emanio ist Nicole Gozdek eine wunderschöne Adaption des Märchens „Die Schöne und das Biest“ gelungen. Vertrauen, Verrat, Missgunst und Neid geben sich hier die Hand bzw. die Pfote. Neben dem allmählichen Versuch von Emanio und Lerio, einander zu verstehen und zu vertrauen, bleibt es vor allem lange Zeit spannend, wer Emanio warum etwas Böses will. Eine eigens für diese Erzählung ausgeklügelte Magie-Hierarchie zwischen Zauberern, Hexenkünsten und Wandlern gibt hier kleine Hinweise, der Schwerpunkt liegt jedoch bei den beiden Männern sowie ihrer jeweiligen Familie. Zudem gibt es genügend Personen, die sich verdächtig (un)auffällig verhalten und es somit nicht einfach machen, den Verrat zu durchschauen.

Ein gelungenes Wohlfühlbuch mit Märchencharakter, welches problemlos als AllAge-Fantasy durchgeht und zum Miträtseln einlädt, wer der wahre Bösewicht dieser Geschichte ist.