Rezension

Der Schrecken des Krieges und die Kunst der Medizin

Der Horror der frühen Chirurgie -

Der Horror der frühen Chirurgie
von Lindsey Fitzharris

Bewertet mit 4 Sternen

Nach "Der Horror der frühen Medizin", veröffentlicht die Autorin Linda Fitzharris nun ihr zweites Sachbuch "Der Horror der frühen Chirurgie". Der Titel bezieht sich dabei keinesfalls auf die ungeübte Arbeit der Ärzte, sondern auf die Ereignisse, die ihren Einsatz erst nötig machte: Den ersten Weltkrieg. Der erste komplett industrialisierte Krieg der Menschheitsgeschichte, forderte Millionen Tote und Verletzte. Wenn wir an Kriegsverletzte denken, dann vermutet man doch meist ein amputiertes Bein oder ein verlorenes Auge. Die schlimmsten Kriegsverletzungen aber waren "Gesichtsverletzungen". Ein harmlos Wort für Menschen, denen der komplette Unterkiefer weggesprengt oder denen von Granatensplittern die Nase weggefetzt worden war. Diese Männer litten nicht nur körperliche sondern auch seelische Qualen. Sie waren Ausgestoßene und wurden teils nicht einmal mehr von ihren eigenen Familien erkannt.
Der Chirurg Harold Gillies nahm sich ihnen an. Er revolutionierte die Chirurgie und widmete sich leidenschaftlich der plastischen Chirurgie. Diesen Mann begleitet die Autorin ihr gesamtes Buch hindurch. Sie zeichnet einzelne Schicksale nach und schlägt am Ende auch einen Bogen zu unserer heutigen "Schönheitschirurgie". Dass diese erst durch die schreckliches Ereignisse des Krieges möglich wurde, wissen vermutlich die wenigsten.
Ein Buch, das sich nicht leicht lesen lässt, aber historisch und medizinisch sehr interessant ist!