Rezension

Blutig und weitschweifig

Der Horror der frühen Chirurgie -

Der Horror der frühen Chirurgie
von Lindsey Fitzharris

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch bleibt ziemlich zurück hinter seinem beeindruckenden Vorgänger. 
Zunächst einmal ist der Titel absolut irreführend. Es geht nicht um barbarische medizinische Behandlungsmethoden. Es geht um einen tapferen Zahnarzt, der aus der Not heraus die plastische Chirurgie erfunden hat. 

Der erste Weltkrieg hat vielen Soldaten grausige Gesichts- und Kieferverletzungen zugefügt. Harold Gillies ist als einer der ersten auf die Idee gekommen, dass es nicht damit getan ist, so eine Verletzung zu flicken, selbst wenn dann die Nase fehlt. Er hat Methoden erfunden, fehlende Gesichtsteile zu rekonstruieren und war dabei allein auf seinen Erfindungsreichtum angewiesen. Es gab keine Nachschlagewerke und keine Kollegen, die man befragen konnte. 

Er hat ein Krankenhaus für ästhetische Chirurgie gegründet und viele medizinische Bereiche zu Innovationen inspiriert. Im Bereich der Anästhesie, Chirurgie, Blutspenden, Hygiene oder bei der Transplantation von Gewebe hat er Pionierarbeit geleistet. 

Das alles wird in diesem Buch ausgesprochen detailliert beschrieben. Nicht nur die medizinischen Erkenntnisse werden erklärt, sondern auch das Zustandekommen und Aussehen der grausigsten Entstellungen. Dabei holt die Autorin weit aus, beschreibt Waffen, Schlachten, Zustände an der Front und die Lebenssituation so mancher Opfer. 

Mir war das, obwohl durchaus interessant, zu detailliert und zu weitschweifig. Auch der behäbige Tonfall des Sprechers trägt zu einem eher eintönigen Gesamteindruck bei. 
Immerhin habe ich einiges gelernt.