Rezension

Der Stalker

Angst
von Dirk Kurbjuweit

Bewertet mit 3.5 Sternen

Randolph Tiefenthaler hatte eine schöne Kindheit. Da machte es fast nichts, dass sein Vater oft schwieg, das war in den 60ern so. Nur dass Randolph schießen lernen sollte, konnte er nicht ertragen und so lehnte er sich schon mit zehn gegen den Wunsch des Vaters, der immer bewaffnet war, auf und war erfolgreich. Viele Jahre später haben Tiefenthalers - Randolph ist inzwischen Mitte 40, verheiratet, hat zwei Kinder - richtig Glück beim Kauf einer schönen geräumigen Altbauwohnung in einem ruhigen Viertel Berlins. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer, denn einer der Nachbarn ein Herr Tiberius macht den Tiefenthalers das Leben zunächst schwer mit seinem aufdringlichen Verhalten und bald schon zur Hölle mit seinen haltlosen Beschuldigungen. 
Der Autor macht Randolph Tiefenthaler zum Verfasser eines Berichtes über die Ereignisse und über sein Leben. Ein Bericht wie die Bezeichnung schon sagt, distanziert und sachlich. Dennoch kommt die Beklemmung und Bedrückung, die dieser Tiberius bei der Familie auslöst, sehr klar zum Ausdruck. Beim Lesen meint man zu fühlen wie sich innerlich alles zusammenzieht vor lauter Wiederwillen gegenüber diesem zudringlichen Nachbarn. Mit seinem Bericht versucht Randolph Tiefenthaler auch zu ergründen, wie er und seine Familie zu Opfern werden konnten. Versuchten sie den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und gaben Tiberius so den Anlass, sie immer weiter zu traktieren. Hätten sie und besonders er Randolph den unliebsamen Nachbarn eher und deutlich in die Schranken weisen sollen, wäre es nicht soweit gekommen. Oder hätten sie eh keine Chance gehabt, die Eskalation zu verhindern. 
Das Buch macht nachdenklich, macht froh, nicht in solch einer Situation zu sein und nicht darüber grübeln zu müssen, wie man sich verhalten würde. Dennoch ist die Schilderung etwas zu trocken, um den Leser wirklich mitzunehmen.