Rezension

Der Tote auf dem Deich...

Wattenmeermord -

Wattenmeermord
von Katja Lund

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein beschaulicher Inselkrimi, der am Ende etwas an Spannung zulegt, insgesamt aber auch den Wohlfühlfaktor nicht vernachlässigt...

Pellworm, Nordsee. Von Mord und Totschlag hatte der Polizist Jan Benden genug. Deshalb kam ihm die Stelle auf der kleinen, idyllischen Insel gerade recht – wenn die nur einen einzigen Polizisten brauchen, kann da ja nicht viel passieren, hatte er gedacht und zog kurzerhand mit seiner Frau Laura dorthin. Doch dann sitzt eines Morgens eine Leiche auf dem Deich. Jan nimmt die Ermittlungen auf – unfreiwillig unterstützt von Tamme, einem Inselbewohner mit etwas zu viel Begeisterung für Kriminalfälle. Und auch Laura beginnt zu recherchieren – auf ihre eigene charmante Art. Denn, was niemand gedacht hätte: Verdächtige gibt es nicht gerade wenige auf der sonst so friedlichen Insel… 

 

Erster Satz: "Wenn es eines gab, das Jan Benden an Pellworm liebte, dann war es der weite, unentschlossene Himmel." (S. 7)

 

Was macht man, wenn man Urlaub hat, durch die derzeitigen Umstände aber nicht wegfahren kann? Na klar: Lesen. Was gibt es da Schöneres als einen Inselkrimi, der einen an Strand und Meer versetzt und gleichzeitig für spannende Lesestunden sorgt? Und tatsächlich las sich dieser Krimi ausgesprochen flüssig und rasch, auch wenn er insgesamt ein eher beschauliches Tempo vorlegte...

Jan Benden und seine Frau sind vor einigen Monaten auf die Insel Pellworm gezogen. Während Laura dort einen Ferienhof bewirtschaftet, versieht Jan seinen Dienst in der Ein-Mann-Polizeistation - in der Regel ein ruhiger Job, der ihm auch Zeit lässt, sich auf der Insel Wind und Wetter um die Nase wehen zu lassen. Doch nun sitzt ein Toter auf dem Deich - und der ist keines natürlichen Todes gestorben.

Der pensionierte Arzt und passionierte Maler Jens Hofmann wurde ermordet - die Aufregung ist groß. Viele Menschen auf der Insel kannten den alten Mann, der in den Sommermonaten auf die Insel kam um zu malen. Wer könnte einen Grund gehabt haben, Hofmann zu töten? Jan Benden als Inselpolizist ermittelt nicht in diesem Fall - jedenfalls nicht offiziell. Zwei Kriminalbeamte*innen vom Fachkommissariat in Flensburg kommen nach Pellworm und übernehmen die Ermittlungen.

Doch sowohl Jan als auch seine Frau Laura haben Erfahrungen bei Mordermittlungen. Beide waren im Ruhrgebiet im aktiven Polizeidienst - bis Laura schwer verletzt wurde. Das Ehepaar beschloss daraufhin, ihr Leben zu verändern und alles ruhiger angehen zu lassen. Doch nun: ein Mord direkt vor ihrer Nase? Ein wenig wird man sich doch wohl kümmern dürfen?

Mit von der Partie ist Tamme, ein Insel-Original, für den es nichts Schöneres gibt als die Vorstellung, dass auf Pellworm endlich etwas los ist. Als begeisterter Krimi-Fan sieht er Verbrechen an allen Ecken und Enden, was für Jan Benden durchaus auch anstrengend sein kann, auch wenn Tamme nur helfen will. Wortkarg, übereifrig, etwas einfältig, dabei gutmütig und hilfsbereit, heftet sich Tamme an Jans Fersen - so auch in dem Mordfall. Doch das geht mitunter auch schon mal in die falsche Richtung...

Auf der Insel ticken die Uhren langsamer, und so erweisen sich auch die Ermittlungen als recht beschaulich. Schnell sind einige Verdächtige gefunden, doch mit der Beweislage sieht es mau aus. Während der eigentliche Krimi über weite Strecken eher spannungsarm verläuft, sorgen die sympathischen und schrägen Charaktere sowie eine gehörige Portion Insel-Feeling mit diversen plattdeuschen Einschüben für den zu erwartenden Wohlfühlcharakter. Mir hat die Mischung gefallen!

Allerdings gab es doch auch einige Stellen, die entweder fehlerhaft waren oder nur schwer vorstellbar. So hatte ich bei mehreren Passagen den Eindruck, dass da ursprünglich ein anderer Verlauf geplant war, dass bei der Änderung aber nicht alle Sätze daraufhin überprüft wurden, ob das geschilderte Geschehen auch zu der neuen Fassung passt. Und das Ende war zwar überraschend, doch tauchten auch da bei mir einige Fragezeichen auf, die ich hier jedoch nicht näher erläutern kann ohne zu spoilern. Und bei aller Lesebegeisterung: solche Dinge stören mich.

Alles in allem sorgte der Krimi bei mir jedoch für unterhaltsame Lesestunden und bot im Grunde genau das, was ich mir für meinen Urlaub erhoffte: einen beschaulichen Inselkrimi, der am Ende etwas an Spannung zulegt, insgesamt aber auch den Wohlfühlfaktor nicht vernachlässigt. Und definitiv sorgt er auch für Sehnsucht nach dem Meer...

Nett zu lesen mit sympathischen Charakteren, macht definitiv Lust auf einen zweiten Band der Pellworm-Reihe...

 

© Parden