Rezension

Der wahre Glaube und die Macht.

Die Schwester des Ketzers -

Die Schwester des Ketzers
von Uschi Pfaffeneder

Ein sehr guter historischer Roman über die Zeit der Reformation, der Bauernkriege und der Wiedertäufer.

Wir befinden uns im 16. Jahrhundert im Süden Deutschlands. Das Land ist zerklüftet. Die alte katholische Kirche sieht zunehmend ihren Einfluss schwinden. Martin Luther hat die Reformation auf den Weg gebracht, doch es haben sich viele Glaubensströmungen gebildet, die mehr oder weniger den Glauben mit vereinzelten teilweise extremen Strömungen oder die weltliche soziale Gerechtigkeit im Fokus haben und diese mit mehr oder weniger Nachdruck durchsetzen wollen. Allen gemeinsam ist, einfach weil es Menschen sind, der Hunger nach Macht und vereinzelte kleine Gruppen strecken sich wirklich nach dem wahren Glauben aus, der Gerechtigkeit aus Gnade verspricht und der nur zu leben ist, wenn die Menschen bereit sind, sich vom Heiligen Geist füllen und führen lassen.

Im Jahr 1525 hört, sie lauscht;), Anna Schuster, die Tochter eines armen Kleinhäuslers im Lechrain, draußen am Fenster einer geheimen Versammlung zu, an dem auch ihr sonst so schweigsamer Bruder Gebhart teilnimmt. Das nahe Strafgericht wird von dem fremden Prediger beschwört. Wie es so kommt, wird sie natürlich erwischt. Da Anna eine sehr aufgewachte junge Frau ist, von einer besonderen stillen Schönheit, und ihrem Bruder sehr schnell klar wird, dass sie sich damit in höchste Gefahr gebracht und ihn natürlich auch, geht sie auf das Angebot des unbekannten Predigers ein und und nimmt kurz darauf in seiner Färberwerkstatt in Augsburg eine Stelle als Magd an. Annas Mut zahlt sich aus. Sie lebt auf in der Stadt und in dieser ihr wohlgesinnten Gemeinschaft, wurde sie doch auf dem Hof ihrer Heimat von ihrer frömmelnden Schwägerin abgelehnt. Sie genießt die Freiheiten der liberalen Reichsstadt und endlich wird auch ihr Wunsch endlich lesen lernen zu dürfen erfüllt. Ein Höhepunkt ist sicherlich auch, als Lenz Kirchperger, ein stattlicher junger Mann, der auf der Suche nach sich selbst und dem wahren Glauben ist, in ihr Leben tritt. Doch Lenz trägt ein schreckliches Geheimnis aus dem letzten Bauernkrieg mit sich herum und Anna soll es auf keinen Fall erfahren. Ihr Bruder Gebhart weiß ganz genau warum.

Doch Anna zieht auch noch die Aufmerksamkeit eines anderen Predigers auf sich, dem die Macht näher steht als der Glaube, und der keine Mühe und Intrige scheut um endlich Anna habhaft zu werden. Lenz und Anna müssen fliehen und finden eine neue Glaubensheimat in der Gemeinschaft der Gartenbrüder. Diese Gemeinschaft stellen die Kirche und die staatliche Macht in Frage und sind der Obrigkeit bald mehr als ein Dorn im Auge. Der Herzog in München beschließt sehr hart durchzugreifen und ein Exempel zu statuieren und ist fest entschlossen, die neue Sekte der Wiedertäufer zu zerschlagen. Für Anna und Lenz zieht sich die Schlinge immer enger zusammen und sie wissen nicht, wem sie noch trauen können. Wird ihre zarte junge Liebe, beschwert von den Schatten der Vergangenheit und dem Kampf um das wahre Licht in der Gegenwart, Bestand haben?

Das Autorenpaar Uschi und Klaus Pfaffeneder ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman aus der Zeit der Reformation und der Wiedertäufer gelungen. Auf eine sehr klare und spannende Weise nehmen sie den Leser mit hinein in diese finstere Zeit, die voll von Licht und Schatten geprägt war, von ganz unterschiedlichen Glaubensrichtungen und von brutaler Verfolgung. Doch wie auch im Buch der Bücher beschrieben, ein Licht, das angezündet wird kann nicht mehr ausgelöscht werden. Sehr gelungen finde ich die sprachliche Übersetzung mit den historischen Erklärungen zu damals und auch die vielen Wander- und Erkundungstipps rund um Augsburg um nicht nur literarisch in dieses Thema einzutauchen.