Rezension

Spannender historischer Roman

Die Schwester des Ketzers -

Die Schwester des Ketzers
von Uschi Pfaffeneder

Bewertet mit 5 Sternen

„...Da klagt mich der Richtige an. Du sagst doch selber, dass die Pfaffen nur von Barmherzigkeit reden, aber nicht danach handeln. Sie bestehen selbst bei schlechter Ernte auf ihren Abgaben, auch wenn wir vor Hunger sterben...“

 

Anna lebt auf dem Hof ihres Bruders. Die junge Frau ist gegenüber neuem Gedankengut aufgeschlossen. Das unterscheidet sie von ihrer Schwägerin Agnes. Doch die Zänkereien können so nicht weitergehen. Also stellt der Bruder Anna vor eine Alternative. Entweder sie heiratet einen Häusler, oder sie verdingt sich als Magd.

Kurz darauf besucht der Färber Jos aus Augsburg Annas Bruder. Er bietet ihr eine Stelle bei sich an.

Die Autoren haben einen spannenden historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen die Gartenbrüder, auch Wiedertäufer genannt.

Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt sich insbesondere bei den Diskussionen zu Glaubensfragen. Sie sind verständlich und nachvollziehbar.

 

„...Deine Gedanken über Luther teile ich. Auch wenn das der Augsburger Rat nicht gerne hört, aber Doctor Luther hat seine neue Sichtweisen an die Lehren der Mächtigen angepasst und somit relativiert...“

 

Jos sorgt dafür, dass Anna Bei Susanne an den Bibelstunden teilnehmen kann. Gleichzeitig lernt sie Lesen und Schreiben. Lenz, ein Handwerksgeselle, mag Anna. Doch es gibt einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit.

Während in Augsburg nur gegen die Gartenbrüder vorgegangen wird, setzt der bayrische Herzog alle fest, die vom katholischen Glauben abfallen. Er lässt auf seinem Gebiet eine Exempel statuieren. Sehr detailliert wird die Gerichtsbarkeit der damaligen Zeit mit ihren Foltermethoden beschrieben.

Anna und Lenz müssen Augsburg verlassen. Sie kommen in der Nähe von Annas Heimatdorf unter. Das aber ist für beide hochgefährlich. Außerdem holt hier Lenz seine Vergangenheit ein.

Spannend finde ich immer wieder die Glaubensdiskussionen. Bei manchen schimmert dabei ein Stück Fanatismus durch. So prophezeit Hans Hut den nahen Weltuntergang. Andere machen sich eher Gedanken um das irdische Leben.

 

„...Es kommt auf den Lebenswandel an. Glaube und ethisches Leben müssen Hand in Hand gehen. Nur durch den Glauben und die Gnade Gottes wird niemand zum guten Menschen, Man muss sich schon auch anstrengen...“

 

Deutlich wird, dass die Gegner Luthers sich keinesfalls einig sind.

Das Buch lebt von einer spannenden Handlung, detaillierten Beschreibungen und ausführlichen Gesprächen. Dabei spielen eine Menge an historischen Personen eine Rolle. Verrat und Intrige sorgen für den hohen Spannungsbogen. Keiner weiß, wem er wirklich trauen kann.

Da Buch wird ergänzt durch drei historische Karten, ein Personenverzeichnis, ein Glossar, Ausführungen zu den historischen Hintergründen und Wandertipps entlang historische Pfade.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.