Rezension

Der Wahrheit verpflichtet

Totenland - Michael Jensen

Totenland
von Michael Jensen

Bewertet mit 5 Sternen

#Totenland von Michael Jensen ist ein Kriminalroman, der in den Tagen Ende des Zweiten Weltkriegs spielt. Das Cover passt zur Story. Es ist düster und zeigt ein typisches Auto der damaligen Zeit, einen Horch.

 

Jens Druwe wurde schwer verwundet und war für das Militär nicht mehr zu gebrauchen. Er folgte nicht stumpf den Parolen des „Führers“ und kam als Polizist nach Schleswig Holstein. Das war zwar eine Degradierung, da er vorher Kripobeamter war, für ihn aber ein Glück. Er konnte sich zurückziehen und stand nicht mehr so sehr in der Schusslinie der Schergen Hitlers und Konsorten.

 

Auch wenn Druwe dachte, dass er in dem kleinen Ort Glücksburg eine ruhige Kugel schieben konnte, auch in dieser Gegend wurde gemordet. Schon bald muss Jens nach Kattrup eilen und dort als erster Ermittler einen Ermordeten in Augenschein nehmen. Der Tote ist ein „Goldfasan“. So wurden die Braunen Ordensträger heimlich genannt. „Kackbraune Uniform mit viel Glitzerkram und Lametta“. Der Tote war also ein hoher Funktionär bei der NSDAP und wurde in der Nähe des Hofes seines Bruders gefunden.

 

Leider darf Druwe den Fall nicht klären, es würde seine Kompetenz überschreiten. Er muss das den Männern aus Glücksburg überlassen. Diese haben sich schnell auf einen Täter geeinigt. Es ist der entflohene Häftling Ludwig Steinfeld, den die Kriminaler beim Bruder des Ermordeten aufspüren. Herr Steinfeld war nahezu 12 Jahre als „Schutzhäftling“ im KL Fuhlsbüttel. Grundlos und ohne ordentliches Gerichtsverfahren. Wer wäre wohl geeigneter als Täter als dieser bedauernswerte Mensch?

 

Jens Druwe will nur eines: Den wahren Täter finden und der Gerechtigkeit zum Erfolg helfen. Die Story ist spannend, hat aber zum Schluss hin einige Längen. Dennoch bin ich von dem Buch beeindruckt. Es zeugt von sehr ausführlicher Recherche und deckt Tatsachen auf, die noch nicht lange bekannt sind. Es ist eine Mischung aus Fiktion und Fakten und das macht das Buch so wertvoll. Der Autor schreibt im Epilog sehr genau, was historisch nachprüfbar ist und was seiner Phantasie entsprang. Ein Name fiel mir dabei auf: Dr. Karl Gebhardt. Der Mensch war damals im Sanatorium Hohenlychen tätig und unter anderem für Versuche an Menschen verantwortlich. Er wirkte ebenfalls in den Lagern Auschwitz und Ravensbrück. Zu meiner Beruhigung las ich, dass er bei den Nürnberger Ärzteprozessen verurteilt und hingerichtet wurde.

 

Nein, es gibt niemals zu viel Bücher über die Zeit des Nationalsozialismus. Wie der Autor schreibt, sobald die Betroffenen ein Gesicht bekommen, bleiben die Schicksale im Gedächtnis der Leser. Wir dürfen niemals schweigen und müssen die Überlieferungen an unsere Kinder und Enkel weiter geben. Nur dann können wir helfen, dass solche Zustände niemals wieder eintreten.

 

Ich danke dem Verlag und #NetGalleyDE, dass ich #Totenland lesen durfte.