Rezension

lesbar, aber streckenweise langatmig

Totenland - Michael Jensen

Totenland
von Michael Jensen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Gerhard Lessing, stellvertretender NSDAP-Kreisleiter wird brutal ermordet auf einem Acker in Schleswig-Holstein gefunden. Alles deutet auf den geflüchteten KZ-Häftling Ludwig Steinfeld hin. Einzig Jens Druwe glaubt nicht daran, will den Fall näher untersuchen, Spuren sichern und im Fall weiter ermitteln. Doch leider ist er nicht zuständig. Kann ihn das abhalten?....Natürlich nicht!

Der Einstieg in den Krimi ist mir etwas schwergefallen. Da wird erst die Flucht des KZ-Häftlings geschildet, dann der Leichenfund und schließlich noch die Schilderungen der letzten wahnwitzigen Handlungen der Nazi-Größen. Da habe ich mich immer gefragt, wie soll dieses Globale mit dem Mord zusammenhängen. Das klärt sich aber auf, hier muss der Leser Geduld aufbringen.

Spitzfindig und mit viel Redegewandtheit sowie Schmeicheleien an den richtigen Stellen gelingt es Druwe immer wieder seine Fragen zielsicherer zu platzieren, überzeugte Kriminalbeamte zu beeinflussen und so an neue Erkenntnisse heranzukommen und die richtigen Leute für seine Zwecke zu nutzen, um nicht zu sagen: zu manipulieren. Diese Hauptfigur ist dem Autor wunderbar gelungen. Wider allen Umständen und angesichts dem Verfall des 3. Reiches, schließlich sind es die letzten Kriegstage und alle Nazi-Funktionäre haben nur noch ein Ziel: möglichst viel vor den Siegermächten in die eigene Zukunft zu retten, sich eine weiße Weste zu verschaffen und wenn das nicht geht, möglich unauffällig unterzutauchen.

Leider ist bereits sehr früh bekannt, wer hinter dem Mord an Gerhard Lessing steckt, so dass bei mir dann auch der Großteil der Spannung wegfiel. Schade! Im Weiteren geht es dann „nur“ noch darum ob und wie Druwe den Mörder doch noch zur Rechenschaft ziehen kann. Auf dem Weg dahin beweist Druwe mehrmals, dass er bereit ist gegen „noch“ geltendes Recht zu handeln, lieber konsequent seinem Gewissen folgt. Wobei er dabei auch nicht eben uneigennützig ist. Er versucht Schuld, die er auf sich geladen hat und die ihm noch immer Alpträume bereiten, zu sühnen. Das macht ihn in meinen Augen menschlich, sympathisch, vielleicht auch >ungewollt< zum Helden. Leider sind hier auch viele Ausführungen sehr langatmig, so dass ich insgesamt betrachtet auch nur 3,5 Lese-Sterne vergebe.