Rezension

Der Wandel im Frauenbild wird lebendig

Amalientöchter - Joan Weng

Amalientöchter
von Joan Weng

Bewertet mit 4 Sternen

Buchmeinung zu Joan Weng – Amalientöchter

„Amalientöchter“ ist ein Roman von Joan Weng, der 2019 bei Aufbau Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Joan Weng, geboren 1984 in Stuttgart, studierte Germanistik und Geschichte und promoviert aktuell über das Frauenbild in der Literatur der Weimarer Republik. Für ihre Kurzprosa wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie bei Tübingen.

Klappentext:
Aufbruch in ein neues Leben.

Weimar im Dezember 1918: Klara verspürt eine unbändige Lust auf Leben. Der Krieg ist vorbei, gerade wurde die Republik ausgerufen, und es wird ein Wahlrecht für Frauen geben! Aber was nutzt ihr alle Freiheit, in der Enge ihres kaisertreuen Elternhauses? Kurzentschlossen folgt Klara ihrer großen Liebe Fritz nach Berlin. Doch die Aufbruchsstimmung kippt: Bewaffnete Unruhen machen ihren Aufenthalt nicht mehr sicher. Als bekannt wird, dass die neue Verfassung in Weimar gegründet werden soll, kann Fritz sie überreden, zurückzukehren. Denn seit Kurzem schreibt Klara für eine Zeitung, die sich ꟷ ganz im Sinne der neuen Zeit ꟷ nur an Frauen richtet. Klara besucht die Versammlungssitzungen, ihre Berichte finden immer mehr Leserinnen, doch dann verursachen sie einen politischen Skandal …

Meine Meinung:
Bei der Lektüre des Buches war ich zwiegespalten. Einerseits gibt es eine Liebesgeschichte, die bei mir den Eindruck erweckte, nur als Verbindungsstück zu dienen. Andererseits gibt es wunderbar gezeichnete Figuren, allen voran die Hauptfigur Klara. Klara kommt als junge wohlerzogene Bürgertochter nach Berlin und erlebt dort einen Kulturschock, festgemacht an ihrer neuen Freundin Klara. Dann folgt sie ihrem Verlobten Fritz zurück nach Weimar, vorbestimmt für das Dasein einer Arztfrau. Doch sie begehrt auf und sucht eine eigene berufliche Zukunft. Eindrucksvoll beschreibt die Autorin den Wandel des Frauenbildes und die zugrunde liegenden politischen Strukturen. Joan Weng hat einen lebendigen Erzählstil, der dem Leser das Gefühl gibt, vor Ort zu sein. Historische Fakten werden unauffällig in die Handlung eingebunden und unterstützen den Eindruck, an einer gewaltigen Entwicklung teilzunehmen.

Fazit:
Ein gelungener Roman über den Wandel des Frauenbildes kurz nach dem ersten Weltkrieg. Von mir deshalb vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und eine Leseempfehlung.