Rezension

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Die Anfänge des weißen Australiens.

Ein Raum aus Blättern -

Ein Raum aus Blättern
von Kate Grenville

Bewertet mit 3 Sternen

Die australische Schriftstellerin Kate Grenville hat sich mit diesem Roman Elizabeth Macarthur gewidmet. Sie wurde 1766 als Elizabeth Veale in England geboren, war dann bald Halbwaise und ihre Mutter gab sie in die Obhut ihres Großvaters.

Als "Anstandsdame" lernt sie die Begleitung des Galans ihrer Freundin, den Soldaten John Macarthur, kennen. Dieser verführt sie hinter einem Busch, sie wird schwanger und entgeht dem Skandal, weil John sie heiratet und sich nach Gibralta versetzen lässt. Das erste Kind wird dort geboren, doch schon bald sucht John den Auftsieg im New South Wales Corps und kaum dass Elizabeth merkt, dass sie bereits wieder schwanger ist, sitzen sie auf dem Schiff für die sechsmonatige Reise nach Australien.

Ihr Mann legt sich mit dem Kapitän an, die Reise wird zur Tortur, sie wechseln in Südafrika das Schiff, sie verliert das Kind, muss ihren Mann gesundpflegen und geht schließlich, mit einer Ladung Häftlinge, als erste, freie Frau eines Soldaten im, vor 2 Jahren gegründeten Strafgefangenenlager in Sydney von Bord. Die Wohnverhältnisse sind bescheiden, die Lebensmittelvorräte immer knapp und der Bewegungsradius begrenzt.

Elizabeth arrangiert sich mit den Allüren ihres Mannes. Dieser versucht sich in jeder Situation Vorteile zu verschaffen, ist aufbrausend und geltungssüchtig. Er ist oft abwesend, sogar mehrere Jahre wieder in England. In der Zeit versteht Elizabeth es, sich eine eigene kleine Welt aufzubauen. Sie hat eine Liebschaft, sie studiert die Sterne und die Botanik und widmet sich der Schafzucht. Sie lernt das Land lieben und nähert sich vorsichtig den Eingeborenen. Sie will nie wieder zurück in ihre Heimat, selbst dann nicht, als ihr Ältester zur Schule nach England geschickt wird. Insgesamt bekommt sie neun Kinder, von denen sieben überleben.

John Macarthur ist für seine Schafzucht in Australien bekannt, Elizabeth war die Frau an seiner Seite. Diese Konstellation nimmt Grenville zum Anlass und lässt Elizabeths Tagebuch und Briefe in ihre Heimat Gestalt annehmen. Es ist eine Biografie mit erfundenen Elementen. Sie lässt ihre Protagonistin durch die Landschaft wandern und ihr Glück in einem Raum aus Blättern finden. Es sind die angedeuten Widrigkeiten, die vermuten lassen, dass Elizabeth eine Kämpferin war, die sich dem Rollenverständnis als Ehefrau zwar gebeugt hat, aber ihren Willen zur Selbständigkeit mit geschickten Worten durchzusetzen wusste.

Grenville lässt Elizabeth sprechen, doch sehr zu meinem Bedauern, das Land nicht. Die Andersartigkeit der Tiere und Pflanzen, die Fremdartigkeit der Aborigines, das alles wird an den Rand gedrängt, für die Darstellung der Machtanhäufung ihres Mannes. Man könnte fast meinen, dass Grenville hier ein Heldenepos verunglimpft, um die wahre Person dahinter hervorzuheben.

Die ganze Geschichte wirkt auf mich farblos und gehetzt, zu sehr an den Fakten klebend. Als Fiktion, die es nun mal ist, hätte sie ausufernder, spannungsreicher und exotischer sein können. Die Geschichte spielt zwar im 19. Jahrhundert, aber die Leser dieses Buches sind aus dem 21sten!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 10. August 2021 um 21:18

Diesen Schlusssatz habe ich mir auf der Zunge vergehen lassen.

Ja, aber Fakten, Ems, die Autorin hat doch fast alles erfunden, die ganzen Gedanken und Gefühle von Lizzie, vllt sogar den Liebhaber. Ich stimme dir sonst in allem zu. Ein Frauenroman halt, der uns enttäuscht hat.