Rezension

Die Angst vor dem Super-GAU

Reaktor: Der unsichtbare Mörder (Thriller) - Thomas Kowa

Reaktor: Der unsichtbare Mörder (Thriller)
von Thomas Kowa

Nachdem ich schon Remexan und Redux lesen durfte, freute ich mich um so mehr als ich erfuhr das "Reaktor" bald erschienen würde. Die beiden Vorgänger konnten mich mit ihren Geschichten überzeugen, da sie Themen ansprachen, über die ein Normalbürger wohl nie nachdanken würde. Gerade die Geschichte rundum das Medikament "Remexan", durch welches Menschen nur noch eine Stunde Schlaf bräuchten, haftete sich an mein Gedächnis und bringt mich noch immer zum Nachdenken.

Der neuste Fall für Erik Lindberg behandelte nebenbei natürlich wieder ein prekäre Thematik, welches diesmal die "Atomkraft" war. 

Gerade nach Fukushima waren Atomkraftwerke wieder in aller Munde und sogar vom Ende der Atomkraft war die Rede. 

Als ich jedoch das Buch begann, bemerkte ich erst einmal wie normal Atomkraftwerke wieder für mich geworden waren. Sie waren eben da und über die Auswirkungen ihres Daseins machte ich mir nicht die geringste Sorge. 

Wo "Remexan" und "Redux" Themen behandelten die mich förmlich schockten und überraschten, schaffte dies "Reaktor" nicht. Wieso das erfahrt jetzt.

Die Schweiz, für viele das Land schlecht hin, mit seinem relativ hohen Lebensstandard und dem gepflegten Auftreten. Doch auch in diesem Land gibt es Atomkraftwerke und diese sind stellenweise an undenkbar dummen Stellen errichtet worden. 

Im Buch wurde ein solches Werk behandelt, welches nur wenige Meter neben einem Staudamm stand. Dieses Kraftwerk gibt es im übrigen tatsächlich und ist auch noch in Betrieb. Eine Abschaltung ist bereits für 2019 geplant.

Mein erster Gedanke nach lesen des Buches, war ein leichter Schock. Verständlich, hielt ich doch Atomkraftwerke für Gebäude, die den höchsten Sicherheitsschutz erhalten müssten. Das deren Wartung und Erhalt jedoch so umfassend erschien, brachte mich sehr schnell zum Grübeln. Sind wir vielleicht alle in Gefahr?

Neben den sehr ausführlichen Beschreibungen über Atomkraftwerke, behandelte das Buch auch eine andere Gefahrensituation, einen Staudamm. 

Ein Staudamm klingt wahrscheinlich weniger dramatisch, kann aber bei falscher Lage den ultimativen GAU auslösen.
Im Buch handelte es sich um einen Staudamm, welcher mit minderwertigen Materialien aufgebaut wurde und somit selbst kleinsten Erdbeben nicht standhalten könnte. 

Man sieht es braucht nicht immer Horror um uns Angst einzujagen. Die Vorstellung von einem Super-GAU, reicht in den meisten Fällen förmlich aus, um eine Massenpanik zu erreichen. 

Natürlich drehte sich die Geschichte nicht nur um die beiden benannten Bauwerke, sondern auch um Gewalt, Macht und viel Geld. Genauso erfuhr man sehr viel über Umweltschützer und deren Aufgaben, die nicht immer ganz legal waren, aber doch irgendwie verständlich waren.

Endlich wieder etwas über Erik Lindberg und sein Team, rund um Mia Adams und Katharina Zach erlesen zu dürfen, hob meine Stimmung wie von selbst. 

Was mich auch diesmal wieder faszinierte, war, das ich trotz mehrteiliger Reihe immer noch das Gefühl bekam nicht alles über die 3 zu wissen. 

Wer Erik Lindberg noch nicht kennt, dem empfehle ich, ihn Buch für Buch kennen zu lernen. Für mich ist er einer der wohl komplexesten Ermittler über den ich je gelesen hatte, da er, zumindest mich, emotional sehr ergreift und mich stets spüren ließ wie es in ihm zuging. Kurz gesagt, man fühlte mit ihm, man dachte mit ihm nach und ab und an wurde man mit ihm sauer, wenn etwas schief lief. Dies war auch in "Reaktor" wieder spürbar und hinterließ gerade wenn es um seine Frau ging, eine Gänsehaut auf dem Arm.

Mia, blieb für mich, bisher das kleine Küken des Trios. Sie nicht zu mögen ist fast unmöglich und das obwohl ihre Ansichten zu Natur und Umwelt meist etwas sehr streng waren. Als Mitglied von Greenpeace, aber auch als angestellte Polizistin, dürfen wir ihren inneren Kampf mitverfolgen, welcher sich meist darum drehte wie sie ihre Überzeugungen preis geben könnte ohne ihren Job zu gefährden. Ein schweres Unterfangen.

Wer in diesem Teil, leider eine kleine Rolle einnahm war Katharina Zach, die 3. des Teams. Sie war mehr für die Laborarbeiten zuständig, welche diesmal aber kaum Beachtung fanden. Nur zum Ende erhielt sie wieder etwas mehr Aufmerksamkeit. Wer übrigens einmal erfahren möchte wie der Autor Thomas Kowa, sich seine Charaktere vorstellt, dem kann ich nur die "Editors Edition" von Remexan empfehlen. Man bekam hier nicht nur eine erweiterte Beschreibung der Personen sondern auch die bildliche Vorstellung derer.

"Was wenn der eigene Chef dich erpresst? " Dies war für mich eine Vorstellung, die mir einfach nicht in den Kopf wollte und die ich sehr unpassend in diesem Buch fand. Zwar sorgte dieser Umstand für ordentlich Emotionen, gerade in Sachen Wut und Hass, war für mich jedoch zu unrealistisch. Oder ist dies mittlerweile gang und gäbe?

Der "Feind" im Buch war mir diesmal einfach nicht spannend genug. Könnte man dies so sagen? Ich weiß es gerade selbst nicht, da mir einfach nicht die passenden Worte einfallen wollen.  Ich probiere es trotzdem einmal.

Da ich selbst kein Umweltaktivist bin, war es für mich nur stellenweise möglich ihren Handlungen zu folgen. Auch ob diese legal oder illegal waren, interessierte mich nur gering. Sie als wichtig zu erachten gelang dabei überhaupt nicht.

Doch wie sah es bei den Gegnern aus? Die, die in Natur nur Kapital sahen und für die ein Super-GAU ein gewinnbringendes Geschäft wäre. Auch sie waren nicht gerade leicht zu verstehen, da diese sich gerne als Wohltäter ausgaben, die zwar leicht zu durchschauen waren, aber deren Aussagen mich oftmals verwirrten.

Kaum hatte ich das Buch in der Hand, war es ein Ding des Unmöglichen es wieder weg zu legen. Der Einstieg in die Geschichte gelang für Kenner der Vorgänger mühelos, da man einfach von "Redux" zu "Reaktor" überging.

Was mich jedes Mal dazu trieb die Bücher zu lesen, war der klare und unglaublich leichte Schreibstil. Thriller haben für mich eine besondere Bedeutung, da sie mein Hauptgenre sind und ich mittlerweile einfach einen gewissen Standard bei Ihnen habe. 

Ohne Thrill kein Thriller? Für mich auf jeden Fall. Tatsächlich erwarte ich einfach, das mich ein Buch mit diesem Vermerk schockt und mit seiner Thematik noch eine gewisse Zeit in meinem Kopf herum geistert. Dies schaffte "Reaktor" mühelos. Denn auch wenn "Atomkraftwerke" nicht mehr das aktuellste Thema sind, so verbindet man mit ihnen einfach ein gewisses Grauen.

Natürlich spielt auch der emotionale Faktor eine große Rolle, da man wie in diesem Fall Polizisten bei ihrem Einsatz über die Schulter und manchmal sogar in den Kopf sehen darf. Besonders der Zwiespalt Erik Lindberg´s zwischen seinen Ermittlungen un der Pflege seiner Frau, hinterließen bei mir stets ein Gefühl der Trauer, da man einfach eine gewisse Überlastung Lindberg´s spürte. 

Wenn ich eines mag dann ausführliche Beschreibungen, die ein klares Bild in meinem Kopf erstellen, kurz gesagt, mein Kopfkino in Gang setzen. Dies gelang mir mir auf Grund der detaillierten Anmerkungen schon nach ein paar Seiten und begleitete mich durch das gesamte Buch. Einzig das Ende hinterließ bei mir einen faden Beigeschmack, da mir hier die Geschichte zu konfus wurde. Tatsächlich konnte ich das Ende und die Erläuterungen dazu nicht ganz verstehen. 

Wenn es ein Wort für die Buchcover von Thomas Kowa gäbe, dann wäre dieses "stimmig".

Auch wenn die Bücher ehr dezent designt wurden, so finde ich sie als sehr angenehm für einen Thriller. Gerade die Einbringung von Farbe in ein sonst sehr tristes Bild, kann dieses zu einem Meisterwerk machen. 

Trotz grauen Hintergrund, habe ich gefallen an den Covern gefunden, welche immer einen Farbtupfer erhalten.

In diesem Fall springt der Beititel des Buches und das Zeichen für "Atomkraft" einen förmlich entgegen, wodurch man sich auf jene konzentriert.

Schriftart und -größe waren wieder sehr angenehm und hinterließen einen bleibenden Eindruck. Als Bücherreihe im Regal sähe diese einfach nur umwerfend aus.

Ein wieder spannender Thriller von Thomas Kowa, welcher mich aber mit seiner Thematik nicht ganz überzeugen konnte. Ein Buch das auch nach dem Lesen zum Nachdenken anregt.