Rezension

Die deutsche Revolution aus der Sicht der Töchter des letzten Bayernkönigs

Eben noch unter Kronleuchtern ... -

Eben noch unter Kronleuchtern ...
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Bewertet mit 5 Sternen

Der Titel "Eben noch unter Kronleuchtern" ist Programm. Plötzlich finden sich die Angehörigen der Wittelsbacherfamilie in der Revolution am Ende des Ersten Weltkriegs wieder und sehen sich ob der Wirren zur Flucht aus München gezwungen. Minutiös schildern die bayerischen Prinzessinnen sowie die Kammerfrau der Königin den Verlauf ihrer überstürzten Flucht, die, angesichts der Entwicklungen im Deutschen Reich, erstaunlich unvorbereitet stattfindet, so streiken die die Autos zunächst einmal. Aber abgesehen von diesen Anekdoten habe ich als Leser erhofft, etwas über die Haltung der Prinzessinnen zu den politischen Vorgängen zu erfahren. Leider kommt dies im Vergleich zu den erwähnten Geschichten und Geschichtchen etwas zu kurz, aber einzelne verstreute Bemerkungen erweisen sich als recht aufschlussreich. Natürlich sollte man von den im Wissen um ihre königliche Herkunft erzogenen Damen nicht viel Verständnis für die Revolution, die sie ja von ihren Kronleuchtern vertrieb, erwarten, aber die bisweilen an den Tag gelegte Naivität überrascht denn doch, so wird etwa von der Wiedereinführung der Monarchie geträumt, die Ermordung Eisners kühl vermerkt, dem Täter so etwas wie Respekt gezollt, dem neuen Deutschland, das die Folgen des von den Monarchen mit verantworteten Krieges ausbaden musste, nur Verachtung entgegen gebracht. Gut, dass solche Passagen durch editorische Notizen Christiane Böhms ins richtige Licht gesetzt werden. Abgerundet werden die Tagebucheinträge durch biographische Skizzen der handelnden Personen.