Rezension

Die Entstehung einer wünschenswerten Welt

Pantopia -

Pantopia
von Theresa Hannig

Bewertet mit 4 Sternen

gelungener Roman mit viel Stoff zum Nachdenken

Patricia Jung und Henry Shevek bekommen eine große Chance: sie sollen eine autonome Trading-Software schreiben, die an der Börse überdurchschnittlich gut performt. Doch dann gibt es einen Fehler im Code, der die erste starke künstliche Intelligenz entstehen lässt: Einbug. Einbug merkt sehr schnell, dass diese Welt verändert werden muss und gründet zusammen mit Patricia und Henry Pantopia.

Theresa Hannig, Jahrgang 1984, hat Politikwissenschaft studiert und als Softwareentwicklerin, Projektmanagerin und Lichtdesignerin, bevor sie das Schreiben zu ihrem Hauptberuf machte.

Den Prolog empfand ich persönlich nicht als einladend, wobei die Autorin hier ein wenig das Ende spoilert. Dann jedoch zogen mich der Schreibstil und das Thema in ihren Bann. Patricia und Henry werden uns an ihrem ersten Arbeitstag in der Firma vorgestellt. Sofort entsteht ein Bild der beiden Protagonisten. Dies gilt auch für alle anderen Charaktere, die im Lauf der Geschichte auftauchen. Manchmal allerdings trügt der erste Schein.

Die Autorin unterteilt ihren Roman in vier Abschnitte, die jeweils auch ein Ende markieren. Immer wieder kommt auch Einbug zu Wort. Sie (die KI) kommuniziert nicht nur mit Patricia und Henry, sondern auch mit den Lesern und zwar auf hohem Niveau. Die Argumentation, warum es eine neue Weltordnung braucht, ist schlüssig und gut nachvollziehbar. Dabei geht Einbug auf viele Aspekte ein, ohne jedoch ihre Argumentation zu überfrachten. Sehr schön beschrieben ist auch, wie Einbug herausfindet, welche Wörter welche Auswirkungen auf welche Aktienkurse haben. Das können wir zur Genüge beobachten.

Theresa Hannigs Lebenslauf macht deutlich, dass die Autorin versteht, worüber sie schreibt. Das gilt sowohl für die Entwicklung der Software und die daraus resultierenden Konsequenzen als auch für die Vorbereitungen, die Patricia und Henry zusammen mit Einbug für die Entstehung von Pantopia treffen. Bei der Organisation ist an alles gedacht. Und Einbug denkt weiter, wie im letzten Abschnitt zu erfahren ist. Einbug entwickelt im Laufe der Zeit viel Humor und Empathie. Hier habe ich mich gefragt, ob Gefühle einer KI wirklich zuzutrauen sind.

Viele kreative Ideen sind in diesem Roman zu finden, z.B. ein absolut sicheres Versteck für eine Speicherkarte oder eine ältere Dame, die eine winzig kleine, aber dennoch große Rolle spielt.

Der Autorin gelingt es, eine Welt zu entwerfen, die den aktuellen Problemen unserer Zeit entgegentreten könnte. Eine Welt, die jedoch auch Menschen braucht, die sich von Vernunft und nicht von Gefühlen leiten lassen.

Fazit: ein sehr gelungener Roman über die Entstehung einer wünschenswerten Welt und viel Stoff zum Nachdenken