Rezension

Die Fotografin und der Große Krieg

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht - Petra Durst-Benning

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
von Petra Durst-Benning

Bewertet mit 5 Sternen

Der vierte Band der Reihe beleuchtet die Jahre des 1. Weltkrieges. Gerade haben Mimi Reventlow und ihr Geschäftspartner Anton Schaufler noch einen Betrüger in ihrer Druckerei entlarvt und eine wunderbare neue Geschäftsidee gehabt, da beginnt der Krieg, immer mehr Männer werden einberufen und sogar jene, die vom Wehrdienst befreit sind, wie Anton aus gesundheitlichen Gründen oder Wolfram Weiß aus Altersgründen, melden sich freiwillig, denn man ist überzeugt, nach wenigen Wochen den Sieg davon zu tragen und wieder nach Hause zu können. Auch Alexander Schubert, mittlerweile als Paon gefeierter Künstler, zieht es an die Front.

Dass der „Große Krieg“ Teil der Reihe werden würde, war abzusehen. Wir haben die Charaktere aus den Vorgängerbänden kennen und größtenteils lieben gelernt, und nun müssen wir extrem um sie bangen. Denn nicht nur an der Front ist es gefährlich, auch in der Heimat gibt es viele Probleme, die nun vor allem die Frauen lösen müssen, und auch hier ist der Tod nicht immer weit.

Die ersten Seiten sind aber zunächst noch wie ein Nachhausekommen, es ist schön, die Charaktere wiederzutreffen. In diesem Band gibt es, auch aus der Not heraus, einige gelungene Charakterentwicklungen, manch einer zeigt, was in ihm steckt. Bernadette muss sich nicht nur alleine um die Schäferei kümmern, nur mit Hilfe einiger alter Hirten, sondern auch den Bürgermeister vertreten. Natürlich ist auch noch Corinne da, und man wird sehen, ob die Resentiments überwunden werden können. Auch Mimi muss „ihren Mann“ alleine stehen und Aufträge annehmen, die ihr nicht behagen.

Alexander/Paon beendet in Stuttgart die Kunstschule. Mylo, sein Mentor, will den Krieg nutzen und lässt Alexander Schlachtgemälde malen. Man kann Alexander nur wünschen, dass er sich bald emanzipiert und seinen eigenen Weg gehen kann.

Am Ende des Romans gibt es ein überraschendes Wiedersehen mit einem schon fast vergessenen Charakter – eine Überleitung zum Abschlussband der Reihe, in dem vielleicht manche Karten noch einmal neu vergeben werden.

Petra Durst-Benning kann erzählen, ohne Frage, sehr schnell packt einen das Geschehen, und der Roman entwickelt sich zum Pageturner. Manchmal ist es mir einen Touch zu kitschig, aber darüber kann ich hier gut hinwegsehen. Wie oben schon angedeutet, gibt es hier viele liebgewonnene Charaktere, die Geschichte ist zudem interessant und eng verknüpft mit dem historischen Hintergrund, hier durch das Kriegsgeschehen noch mehr als in den bisherigen Bänden. Ich empfehle unbedingt, die Reihe von Beginn an zu lesen. Sehr gut gefällt mir auch, dass ihre Charaktere tiefgehend und authentisch gezeichnet sind und es keine Schwarz-Weiß-Malerei gibt.

Der Krieg wird durchaus ungeschönt gezeigt, und so gibt es ein paar Szenen, die einen schlucken lassen, aber die Autorin hat das nicht unnötig ausgewalzt. Ein historischer Roman hat auch die tatsächlichen Gegebenheiten zu berichten, und Krieg ist nun einmal nicht schön.

Auch Band 4 der Reihe hat mich wieder schnell gepackt, ich mochte ihn kaum aus der Hand legen. Die Geschichte um die Fotografin Mimi Reventlow hat sich weiterentwickelt, wie auch die Charaktere an ihrer Situation wachsen mussten. Ich freue mich sehr auf den Abschlussband, empfehle die gesamte Reihe uneingeschränkt weiter und vergebe natürlich gerne volle Punktzahl.