Rezension

Die Geschichte eiens Liedes und seines Autors

Amazing Grace -

Amazing Grace
von Steve Turner

Bewertet mit 3 Sternen

„...Die Volkserzählungen über John Newtons Leben hören sich ungefähr so an: Er war ein Sklavenkapitän, dessen Schiff in einen heftigen Sturm geriet. Voller Panik angesichts des nahen Todes gelobte er, dem Sklavenhandel den Rücken zu kehren, wenn er am Leben blieb. Er überstand die Reise...“

 

Diese Zeilen aus dem Buch weisen schon darauf hin, dass die Wahrheit um einiges anders war. Der Autor hat sein Buch in zwei Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil erzählt er die Biografie des John Newton. Dabei greift er auf entsprechende Quellen, unter anderem Briefe von John Newton, aus dieser Zeit zurück. Im zweiten Teil steht das Lied und seine Entwicklung zum Gospel im Mittelpunkt.

Der Schritstil ist gewöhnungsbedürftig. Er ist meist sachlich und zeigt wenig von den Gefühlen des Protagonisten.

Johns Vater war Kapitän. Der Junge hat schon im Kindesalter seine Mutter verloren. Auch John wird Seemann. Der junge Mann wird wie folgt charakterisiert:

 

„...Er verabscheute Organisation, sträubte sich gegen jegliche Disziplin und war nur dann wirklich glücklich, wenn er sich selbst überlassen wurde...“

 

Demzufolge fällt John manch falsche Entscheidungen. Er wendet sich vom Glauben ab und landet plötzlich ganz tief unten. Mehrmals schrammt er knapp am Tod vorbei. Als ihn ein Schiff von Afrika zurück nach England bringt, überlebt er einen Sturm. Es war übrigens kein Sklavenschiff. Das lässt ihn erstmalig wieder Fragen zum Glauben stellen. Doch mit Blick auf seine Vergangenheit glaubt er sich der Gnade unwürdig. Was ihn auch in schwierigsten Situationen aufrecht hält und Lebensmut gibt, ist die Liebe zu Mary. Um sie heiraten zu können, braucht er Geld. Das verdient er nun mit dem Sklavenhandel.

 

„...Die Sklaverei war damals gesellschaftlich akzeptiert; sie verstieß nicht gegen die Gesetze und brachte einen sofortigen greifbaren Nutzen. Es gab keinen öffentliche Druck, der bei Newton Schamgefühle erzeugte...“

 

Erst eine schwere Krankheit sorgt dafür, dass John das Leben als Seemann aufgeben muss. Mittlerweile ist er im Glauben gereift und bewirbt sich für ein geistliches Amt. Jetzt schreibt er mehrere Lieder, unter anderem auch „Amazing Grace“.

Im zweiten Teil erfahre ich als Leser, wie es kam, dass das Lied weltweit bekannt wurde. Dieser Teil ist fachlich dominiert und geht unter anderem auf die Musiktheorie bei der Vertonung des Liedes ein. Außerdem wird aufgezeigt, dass der Text mehrmals geändert und ergänzt oder gekürzt wurde.

Für jeden, der das Lied kennt, enthält das Buch interessante und gut recherchierte Fakten. Die Biografie hätte mich mir trotzdem lebendiger gewünscht.