Rezension

Die Isings

Eine Familie in Deutschland - Zeit zu hoffen, Zeit zu leben - Peter Prange

Eine Familie in Deutschland - Zeit zu hoffen, Zeit zu leben
von Peter Prange

Bewertet mit 4 Sternen

Im Wolfsburger Land ist die Familie Ising seit Generationen eine Größe. Die Zuckerfabrik ist weit übers Land hinaus bekannt, ein großer Auftrag gerade an Land gezogen. Doch die Familie wirkt gespalten, der nationalsozialistisch gesinnte Horst betrachtet die Verbindung seiner Schwester mit einem Juden mit Argusaugen, der Erstgeborene Georg interessiert sich mehr für Autos als für sein Familienerbe. Doch das Familienleben steht endgültig Kopf als Hitlers Pläne für eine Autostadt zum Bau des Volkswagen die Existenz der Zuckerfabrik bedrohen.

Peter Prange richtet in seinem neuen Zweiteiler den Blick auf eine typisch deutsche Familie jener Zeit, oder zumindest soll es sich für den Leser so anfühlen. Es werden nahezu alle „Feindbilder“ der Nazis in der Isingfamilie untergebracht, sicherlich um eben auf so viele Schicksale wie möglich eingehen zu können. Auf mich wirkte das leider zwischenzeitlich konstruiert und gezwungen, etwas weniger hätte der Geschichte bestimmt nicht geschadet. Die Figuren selbst sind gut mit Leben gefüllt, manchem kann man auch am Ende des Buches noch nicht so richtig in den Kopf schauen, mancher weiß wahrscheinlich selbst noch nicht so genau wohin mit sich. Diese Entwicklungsfähigkeit der Protagonisten hat mir sehr gut gefallen, ich bin schon sehr auf den zweiten Band gespannt. Die Handlung lebt natürlich nicht nur von ihren Figuren allein, viele historische Ereignisse allen voran der Bau der Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben spielen ebenfalls eine große Rolle. Hier habe ich viel Neues erfahren, genauso wie über z.B. die Irrfahrt der St. Louis und andere zeitgenössische Ereignisse. Die fiktive Handlung rund um die Isings ist ganz wunderbar mit den tatsächlichen Geschehnissen verknüpft. Der Erzählstil ist leicht und flüssig, man kann sich alles sehr gut vorstellen. Die extrem kurzen Kapitel (z.T. nur eine Seite) fand ich allerdings mit der Zeit eher störend, da sie den Lesefluss künstlich unterbrochen haben. Insgesamt habe ich das Buch trotz der genannten Kleinigkeiten sehr gerne gelesen, und bin schon sehr auf den zweiten Teil gespannt.