Rezension

Die Kirche und das Leben

Der Walfisch - Eduardo Mendoza

Der Walfisch
von Eduardo Mendoza

Bewertet mit 3 Sternen

Als in Barcelona in den 50er Jahren ein christlicher Kongress stattfindet, wird Bischof Fulgencio ehrfürchtig von einer angesehenen einheimischen Familie beherbergt. Tante Conchita führt das Regiment über zahlreiche Onkel und Tanten eines namenlosen Ich-Erzählers, lässt alle zum Empfang des Bischofs antreten und inszeniert ein frommes Familienidyll, das in sich zusammenfällt, als unvorhergesehene Ereignisse eine Abreise des Bischofs unmöglich machen.
Wegen eines Militärputsches in seinem Heimatland, kann er auf unbestimmte Zeit nicht zurückkehren, strandet in Barcelona wie ein Wal auf dem Trockenen und muss feststellen, dass ein Bischof im Exil nur noch theoretisch ein Würdenträger ist. Fulgencio erprobt das Leben jenseits der Kirche in vielen Spielarten.

Dieses Buch liest sich vergnüglich, erzählt eine bisweilen skurrile Familiengeschichte und führt einem Bigotterie im spanischen Gutbütgertum und auch innerhalb der Kirche vor Augen. Allerdings ist es sehr kurz. Für meinen Geschmack hätte man das Thema sehr viel ausführlicher behandeln können.
Fulgencio, um den sich die Handlung eigentlich dreht, bleibt eher im Hintergrund, um dann auf den letzten Seiten eine gehörige Portion „der Moral von der Geschicht“ vom Stapel zu lassen. Auch die Geschichte um die Familie wird schnell im Zeitraffer abgehandelt. 

Das lässt den Leser etwas unbefriedigt zurück. Man hat das Gefühl, ein nettes Buch gelesen zu haben, das etwas nachdenklich macht, das aber leicht ein eindrucksvolles Buch hätte werden können. Schade.