Rezension

Die Kritik in den richtigen Kontext gestellt

Karl May im Kreuzfeuer -

Karl May im Kreuzfeuer
von Thomas Krämer

Bewertet mit 4 Sternen

Als der Ravensburger Verlag im letzten Jahr das Buch zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“ zurückzog entstand ein regelrechter Shitstorm, u. a. seien angeblich die Winnetou-Filme verboten worden. Abgesehen davon, dass das zurückgezogene Buch absolut nichts mit Karl May zu tun hatte, und natürlich keiner die Filme verbieten wollte, stand Karl May einmal mehr im Fokus von Kritik und Rechtfertigung.

Thomas Kramer hat bereits 2011 eine Karl-May-Biografie verfasst. Nun hat er sich der Kritik an May, aktueller und früherer angenommen, Karl Mays Werke in den richtigen Kontext gestellt, Kritiken widerlegt, aber auch nicht widersprochen, wo Kritik richtig und notwendig ist, wie z. B. Mays Ansichten zu den Armeniern.

Ich bin seit meiner Kindheit Karl-May-Fan, erst wegen seiner spannenden Geschichten, später habe ich mich von seinem Alterswerk berühren lassen. Ich hatte nie das Gefühl, von May indoktriniert zu werden, dass seine Werke keine eigenen Erlebnisse sondern eben erfundene Abenteuergeschichten, und nicht als historisch korrekt anzusehen waren, war mir auch schon recht früh klar. Karl May war ein Kind seiner Zeit, aber auch er hat sich seine Gedanken gemacht und sich weiterentwickelt.

Thomas Kramer hat das hier nun auch in Worte gefasst, und mit vielen Zitaten unterlegt. Dabei bleibt er meistens sachlich, wird aber auch hin und wieder ironisch, man kann es ihm nicht verdenken, wenn man manche Kritik bedenkt. Statt eines Nachwortes hat der Autor eine kurze Biografie zu Mays Leben und Werk verfasst. Abgeschlossen wird das Buch mit umfangreichen Quellenangaben.

Wer an Karl May interessiert ist und die Kritiken an ihn im richtigen Kontext erfahren möchte, macht mit diesem Buch nichts falsch. Für mich ist wohl demnächst ein Karl-May-Reread fällig.