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Anti-Karl-May-Diskussionen überfallen den Menschen periodisch wie die Grippe. Obwohl der »herrliche sächsische Lügenbold« (Hermann Kant) schon vor über 100 Jahren in die »ewigen Jagdgründe« einging, bringt er nach wie vor Gemüter zum Kochen und Tastaturen zum Glühen. Im Sommer 2022 ging der Streit um den Schöpfer von Winnetou und Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef in eine neue Runde. Auslöser war die Verlagsrücknahme von Begleitpublikationen zum Kinderfilm »Der junge Häuptling Winnetou«. Auch wenn der Film bis auf den Titel mit Karl May so viel zu tun hat wie eine Mozartkugel mit »Don Giovanni«, brauchte es nur wenige Mausclicks, bis auch der Autor ins Kreuzfeuer geriet. Über Nacht schossen Karl-May-Spezialisten wie Pilze aus dem Boden. Sie fanden Überraschendes heraus: Rassist, gar Antisemit, ja sogar Inspirator und Ideenlieferant der SS, von Hitler und Himmler, sei der 1912 Verstorbene gewesen. Karl-May-Biograf Thomas Kramer, der seit Jahrzehnten zu May forscht und arbeitet, ist diesen Vorwürfen sachlich und unaufgeregt, dafür mit viel Humor nachgegangen. Sein Urteil fällt eindeutig aus.
Im Sommer 2022 war es mal wieder soweit: Bis dahin bereits auf eine Fan-Gemeinde und Forschungsprojekte beschränkt, wurde Karl May wieder ins Licht der Öffentlichkeit geholt, nach so vielen Jahren des Vergessens, hatte plötzlich jeder eine Meinung zu ihm – und selten eine gute. Fachleute kamen zu Wort, die die Vorwürfe von Rassismus und Antisemitismus untermauern sollten. Vorwürfe, die so alt sind wie der Streit um Karl May selbst, der mit den Prozessen gegen ihn begann.
Thomas Kramer...
„...War er, oder war er nicht? Die Frage, ob Karl May Antisemit war, beschäftigt seit Langem Freunde, Bewunderer und – neuerdings natürlich wieder – seine Kritiker und Feinde...2
Mit diesen Worten beginnt der Autor seine Ausführungen. Er nimmt sich Punkt für Punkt die Vorwürfe vor, die gegen Karl May gerichtet sind und analysiert daraufhin nicht nur dessen Werke. Er zeigt, dass man andere Zeitgenosse genauso beschuldigen könne und belegt dies durch entsprechende Zitate.
...Als der Ravensburger Verlag im letzten Jahr das Buch zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“ zurückzog entstand ein regelrechter Shitstorm, u. a. seien angeblich die Winnetou-Filme verboten worden. Abgesehen davon, dass das zurückgezogene Buch absolut nichts mit Karl May zu tun hatte, und natürlich keiner die Filme verbieten wollte, stand Karl May einmal mehr im Fokus von Kritik und Rechtfertigung.
Thomas Kramer hat bereits 2011 eine Karl-May-Biografie verfasst. Nun hat er sich der...
Das Buch befindet sich in 9 Regalen.