Rezension

Die Macht der Lieder

Elma Wortesammlerin -

Elma Wortesammlerin
von M.C. Hermann

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Wortsammler sammeln diese Lieder, geben sie an jüngere Wortsammler weiter und dichten natürlich selbst immer einige auch dazu, sodass der Schatz immer größer wird...“

 

Mit diesen Worten erklärt Ungiel dem Elfenmädchen Elma, was ein Wortsammler ist. Die Elfen kennen keine Schrift. Eigentlich sind die Wortsammler das Gedächtnis des Volkes. Elma möchte sich dazu ausbilden lassen. Dann aber trifft Elma das Menschenmädchen Wendala.Erst einmal tauschen beide ihre Vorurteile aus. Danach beginnt für Elma das größte Abenteuer ihres Lebens.

Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte handelt einerseits von Freundschaft und Mut, andererseits von Machtgier und Herrschsucht.

Der Schriftstil ist für die Zielgruppe passend. Die Welt der Elfen wird sehr anschaulich beschrieben.

Wendalas Dorf ist überfallen wurden. Ihr Bruder wurde entführt. Wendala möchte ihn finden und bittet Elma, ihr zu helfen. Bisher hat sich Elma noch nie vom Elfenwald entfernt. Aber wenn sie selbst Lieder schreiben will, muss sie dazu etwas erleben. So lässt sie sich überreden.

 

„...Abenteuer waren schön. Für den Anfang reichte aber ein kleineres. […] Vielleicht muss man einfach mutig sein, wenn es notwendig ist...“

 

Die beiden machen sich mit einem alten Mann und dem Hund Weißohr auf zur Schwebenden Stadt. Dorthin sollen die Kinder gebracht worden sein. Natürlich haben sie Verfolger auf ihren Fersen.

Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Kaum glauben die beiden, sie sind entkommen, wartet schon eine neue Überraschung auf sie.

Die Spannung nimmt noch einmal zu, als sich die Frage stellt, wie man sich verhält, wenn die Gedanken nicht mehr frei sind. Wann ist Verrat Verrat? Plötzlich ist nichts mehr so,wie es war. Freundschaft wird infrage gestellt. Absolute Hörigkeit ist Inhalt des Lebens. Und doch gibt es die ersten Zweifel. Es sind nur kleine Nadelstiche, die anfangs nicht durchdringen.

Sehr gut ausgearbeitete Gespräche zeigen, wie sich das Bewusstsein ändert. Nach einer Zeit der Lethargie folgt ein Aufwachen. Jetzt gilt es, die rechten Entscheidungen zu treffen.

 

„...Man musste nur genug Einsicht bekommen und hinter die Fassaden schauen, dann erwies sich das scheinbar Große oft als klein, bestenfalls als geschickt eingefädelt, und im schlimmsten Fall als nur mit Gewalt aufrecht erhalten...“

 

Der Autor kreiert in der Schwebenden Stadt ein Gesellschaftsmodell, das genau die im Zitat angesprochenen Probleme enthält. Am Ende erfahre ich als Leser auch, wie es dazu kam. Florio, der alte Mann, formuliert die Schlussfolgerung so:

 

„...Es gibt einen Weg in die Zukunft, aber man muss sorgfältig danach suchen und darf nicht losrenne, wenn man noch gar nicht weiß, ob es der richtige ist...“

 

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es kombiniert fantastische Elemente mit gesellschaftlichen Problemen, die uns gar nicht so fremd sind.