Rezension

Die magisch-kriminelle Welt des Peter Grand

Die Flüsse von London - Ben Aaronovitch

Die Flüsse von London
von Ben Aaronovitch

Bewertet mit 5 Sternen

Im Convent Garden wird eine Leiche entdeckt und Peter Grant ist abgestellt, den Tatort zu sichern. Zusammen mit seiner Kollegin Leslie bewacht er die dort befindliche Markthalle. Ihm fällt ein altmodisch gekleideter, wie ein Straßenkünstler aussehender Mann auf, den er als möglichen Zeugen befragt. Es ist Nicholas Wallpenny, der behauptet, den gesamten Mord gesehen zu haben. Peter notiert sich den Namen, doch als er ihn auffordert, am nächsten Tag ins Revier zu kommen für das Protokoll, sagt Wallpenny, dass dies nicht ginge, weil er tot sei. Peter glaubt, sich verhört zu haben, und fragt ihn dann: „Können Sie beweisen, dass Sie tot sind?" Da der Geist durchsichtig ist, glaubt ihm Peter und nimmt die Aussage zum Ablauf des Mordes entgegen.

Am nächsten Tag erfährt Peter, dass er nur einen Schreibjob erhalten wird und dass seine Freundin Leslie befristet als Zivile im mittleren Dienst bei der Mordkommission unterkommt. Peter hackt sich in das Computersystem der Mordkommission ein, um die Überwachungsbilder des Tatorts anzuschauen und mit den Aussagen seines Zeugen zu vergleichen. Sie stimmen überein. Er entschließt sich den Geist wieder zu treffen. Dabei läuft ihm Inspektor Nightingale über den Weg, den er zunächst für einen Schwulen auf Kontaktsuche hält. Als er ihm sagt, dass er auf Geisterjagd ist, gibt sich Nightingale als Inspektor zu erkennen. Bereits am nächsten Tag wird Peter Grant zu Nightingale, einem Sonderermittler für Spezialfälle, abkommandiert.

Nightingale bestätigt ihm, dass es Geister gibt und als Peter ihm die Zeugenaussage schildert, will Nightingale Spuren von dem "Unheimlichen" (so hat der Geist den Mörder beschrieben) finden. Dafür begeben sie sich ins Leichenschauhaus und dort fordert Nightingale Peter auf, ganz genau seine Wahrnehmungen zu schildern. Das, was Peter sagt, nämlich dass er ein schwaches Bild eines Hundes spürt, nennt man laut Nightingale Vestigium. Sie machen sich auf die Suche nach diesem Hund, weil sie hoffen, darüber auch zum Mörder zu kommen.

Peter wird Lehrling bei Nightingale, der nicht nur Sonderermittler ist, sondern Magier und bereits über 100 Jahre alt. Er steht im Dienste der Krone und leitet das Folly, welches seit 1775 Sitz der Magie-Gesellschaft ist. Peter muss ins Folly umziehen, wo neben Inspektor Nightingale nur noch die Haushälterin Molly wohnt. Schon bald kann er die ersten Zaubersprüche. Aus dem einen Mord wird eine Serie, deren Fälle auf mysteriöse Weise zusammenhängen. Außerdem werden die Ermittlungen noch dadurch verkompliziert, dass es anscheinend einen Streit zwischen zwei Flussgöttern, Mutter und Vater Themse, gibt, der gefährlich für die öffentliche Ordnung Londons werden kann.

Eine gut gelungene Mischung aus Krimi und Fantasyroman, die gleichzeitig auch sehr viel Humor beinhaltet. Es gibt viele originelle Verknüpfungen und überraschende Wendungen. Es werden Zeitebenen verwoben, also die von Toten und Lebenden, was sehr schlüssig ist. Die verschiedenen Wesen aus der Anderswelt, zum Beispiel Vampire, Geister Flussgötter etc., werden zu glaubwürdigen Trägern der Handlung. Auch dass es solche Berufe wie den Kryptopathologen gibt oder dass ein Zauberer im Dienste der Majestät steht und eine jahrhundertealte Abmachung existiert, die die Arbeit des Folly betrifft, erscheint einem in London höchst plausibel.

Auch die Dialoge sind überzeugend und durchaus lustig.

Dietmar Wunder liest dieses Hörbuch exzellent und gibt insbesondere den Geistern und von Ihnen besessene Menschen durch die Variation seiner Stimme eine sprachliche Tiefe, die mich sehr beeindruckt hat. Er durchwandert quasi stimmlich die Erscheinungsformen des Geistes. Auch schafft er durch die Art des Lesens eine zusätzliche Spannung, die über das, was der Text beinhaltet, hinausgeht.