Rezension

Die Mischung machts …

Teuflisches Spiel - Linda Castillo

Teuflisches Spiel
von Linda Castillo

… und die ist leider beim 5. Band der Reihe um Chief Burkholder nicht so ausgewogen, wie gewohnt.

Aber fangen wir am Anfang an. Ein Pickup rast mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Pferdekutsche und tötet einen Familienvater und seine zwie Kinder. Ein Kind überlebt. War es ein Unfall mit Fahrerflucht oder hat jemand absichtlich eine ganze Familie ausgelöscht? Ein schwerer Fall für Polizeichefin Kate Burkholder aus Painters Mill/Ohio, denn ihre beste Freundin aus Kindertagen ist die trauernde Witwe.

Wie immer lässt uns Linda Castillo einen Blick ins Leben der Amischen werfen. Jener aus der Zeit gefallenen  täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft, die sich vom Rest der amerikanischen Bevölkerung deutlich unterscheidet. Tief religiös, altmodisch gekleidet und weitestgehend ohne Elektrizität, herrschen in ihrer Gemeinschaft ganz eigene Regeln, die vom Rest der Bevölkerung als befremdlich empfunden werden.

Im gewohnt geradlinigen Erzählstil, nur aus der Perspektive von Kate gesehen, spult sich die Handlung ab. Man kann sich ganz auf die Geschichte konzentrieren, wird nicht von konkurrierenden Handlungssträngen verwirrt und die wenigen Protagonisten lassen einen nicht den Überblick verlieren. Eigentlich mag ich genau das sehr gerne, aber leider offenbart sich dadurch auch die Schwäche des Buchs besonders deutlich. Im Mittelteil dümpelt die Handlung relativ belanglos dahin. Es gibt keine Zeugen, fast keine Hinweise und gar keine Ermittlungsfortschritte. Um diese Leere zu überspielen, greift Linda Castillo auf eine alte Geschichte aus Kates Jugend zurück. Das könnte ich noch verschmerzen, aber leider wurde eben dieses Kindheitstrauma bereits in „Die Zahlen der Toten“ ausgiebig ausgeschlachtet. Und ja, der geneigte Leser kann sich noch erinnern, hätte sehr gerne auf diese Wiederholung verzichtet und stattdessen eine vernünftige Spannungskurve gehabt.

Hat man die Durststrecke im Mittelteil erst mal hinter sich gelassen, wird man doch noch mit einem spannenden und actionreichen Showdown belohnt. Und das, obwohl Kate eher zufällig über das Beweisstück stolpert und der Fall sich dann ganz von selbst und ohne ihr Zutun löst. Auch wenn die Auflösung relativ logisch daher kommt, denn es gab in der Geschichte etliche Hinweise darauf, bleibt doch das Gefühl zurück, dass Kate Burkholder daran nicht wirklich mitgewirkt hat.

In den ersten Büchern der Serie beherrscht Linda Castillo das Mischungsverhältnis zwischen Krimi- und Nebenhandlung wesentlich besser als in „Teuflisches Spiel“. Hier scheinen ihr aber leider die kriminalistischen Ideen ausgegangen zu sein. Und wenn man dann die entstandenen Lücken mit Burkholders Privatleben stopft, dann muss man der Figur auch einen größeren Entwicklungsspielraum zubilligen. Einer fähigen und durchaus sympathischen Polizistin, würde man auch mal wünschen, dass sie ihre traumatische Jugend nutzt, um sich und ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Aber es scheint ihr nicht vergönnt zu sein. Und ihre Beziehung zu John Tomasetti kommt auch nicht so richtig vom Fleck. Schade, denn hier gibt es viel brach liegendes Potenzial.

Trotz der erwähnten Schwächen, das Buch liest sich gut und flüssig. Immer wieder interessant ist das nicht ganz reibungslose Zusammenleben der Amischen mit den „Englischen“, und die stets unterschwellige Botschaft „toleriert euch gegenseitig“ höre ich auch gerne. Weniger private Nabelschau und mehr Krimi würden dem Buch aber wirklich gut tun.

Ein großes Lob möchte ich dem Fischer Verlag für die Covergestaltung aussprechen. Die werden in der Tat von Buch zu Buch schöner und stimmungsvoller.