Rezension

Die mutige Philosophin

Die Frau von Montparnasse -

Die Frau von Montparnasse
von Caroline Bernard

Bewertet mit 5 Sternen

ein sehr gelungener Roman über die große französische Philosophin

Als 17. Band der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" ist der vorliegende Roman über Simone des Beauvoir erschienen. Caroline Bernard beschreibt die französische Ikone in der Zeit von 1929, dem Jahr, in dem Simone de Beauvoir Jean-Paul Sartre begegnet und 1951, zwei Jahre nach Erscheinen ihres großen Werkes "Das andere Geschlecht". Das Cover ist passend zu den anderen Titeln der Reihe gestaltet.

Simone de Beauvoir ist ihrer Zeit voraus. Mit ihrem Seelenverwandten Jean-Paul Sartre schließt sie einen Pakt, der ihre Liebe und sexuelle Freiheit sichern soll. Simone de Beauvoir ist eine "Tochter aus gutem Hause", wie der Titel des ersten Teils ihrer Memoiren bestätigt, an die natürlich eine bestimmte Erwartung geknüpft ist. Doch eines will Simone auf keinen Fall: Ehefrau und Mutter werden. Sie möchte ihr Leben frei gestalten können und mit Sartre philosophieren, Bücher schreiben und sich keinen Zwängen unterwerfen. Ist das wirklich so einfach, wie uns das heute scheinen mag?

 

Caroline Bernard arbeitet in ihrer Romanbiografie Simones Zweifel an sich und den anderen und ihren Kummer über die Untreue Sartres gut heraus. Es dauert, bis Simone erkennt und annimmt, dass die sexuelle Freiheit, die Sartre wie selbstverständlich lebt, auch für sie gilt. Sie ist diejenige, die ihre Wahlfamilie zusammenhält und unterstützt. Sehr deutlich wird, dass Sartre in Simone de Beauvoir ein Gegenüber gefunden hat, das für ihn unentbehrlich ist. Sie diskutiert mit ihm seine Ideen, sie korrigiert seine Texte. Ihr größter Wunsch jedoch ist es zu schreiben, Schriftstellerin zu werden. Lange braucht sie, bis sie die richtige Form für ihre Ideen findet. Schlagartig berühmt, aber auch stark angefeindet wird sie nach Erscheinen ihres wohl wichtigsten Buches "Das andere Geschlecht", in dem sie sich mit der Rolle der Frau auseinandersetzt und feststellt: "Man ist nicht als Frau geboren, man wird es."

Die Autorin schreibt einen angenehm zu lesenden Stil, der Simone de Beauvoirs Leben in der beschriebenen Zeitspanne lebendig werden lässt. Ihr gelingt es, auch Zweifel, Nöte, Kummer und Eifersucht zu beschreiben, mit denen Simone fertig werden musste. Dies gilt ebenso für die Anfeindungen, die Simone entgegenschlugen - auch von Frauen. Trotz ihrer Erfolge, trotz dem sie d a s Buch über Frauen geschrieben hat, wurde sie zeitlebens und darüber hinaus als "die Frau an Sartres Seite" (letzte Seite des Nachworts) bezeichnet und gesehen.

Caroline Bernard hat sich viel mit Simone de Beauvoir auseinandergesetzt, was sich auch am ausgewählten Literaturverzeichnis mit neuerer und neuester Sekundärliteratur erkennen lässt.

Fazit: ein sehr gelungener Roman über die große französische Philosophin, der Lust macht, "Das andere Geschlecht" noch einmal zu lesen.