Rezension

Die Olympiade in Berlin und ein perfider Plan

Aktion Phoenix -

Aktion Phoenix
von Christian Herzog

Bewertet mit 4 Sternen

Christian Herzog lässt seinen Roman im Jahr 1936 in Berlin spielen. Die Eröffnung der Olympischen Spiele steht unmittelbar bevor. Die Reichshauptstadt will sich als glamourös und weltoffen präsentieren. Um diesen Eindruck zu vermitteln, hat Hermann Schmidt vom Propagandaministerium (kurz Promi genannt) die Aufgabe, eine Truppe hasserfüllter Schläger und eine Widerstandsgruppe ruhig zu halten. Sollte er diese Aufgabe gut meistern, winkt ihm ein Karrieresprung – nicht zuletzt wegen seines Schwiegervaters. In einem zweiten Erzählstrang deckt der Zeppelin-Steward Georg Finkbeiner ein schreckliches Geheimnis auf, das die Fahrt des Luftschiffes „Hindenburg“ zur Eröffnungsfeier betrifft.

 

Christian Herzog ist das Pseudonym von Ralf H. Dorweiler, Jahrgang 1973, der als Redakteur für eine große Tageszeitung arbeitete und nebenberuflich Kriminalromane veröffentlichte. Seine historische Romane sind sehr erfolgreich und ermöglichen ihm, ausschließlich als Schriftsteller tätig zu sein.

 

Das Thema dieses Romans ist die Frage, „wie autoritäre Staaten die Menschen mit Mitteln der Propaganda beeinflussen. Eine Thematik, die auch im 21. Jahrhundert von brisanter Aktualität ist.“ Insbesondere diese beiden Sätze haben mich davon überzeugt, das Buch lesen zu wollen.

 

Christian Herzog schreibt einen flüssig zu lesenden und bildhaften Stil. Viele Szenen entstanden sofort vor meinem geistigen Auge. Seine Protagonisten sind lebendig und authentisch beschrieben. Insbesondere die Kunststudentin Anna Kollmann steht für den Widerstand, wobei sie sich der Gefahr jederzeit bewusst ist. Hermann Schmidt, der sich in Anna verliebt, wird absolut glaubhaft in seiner Verunsicherung, sowohl was diese Affäre betrifft als auch beruflich, hin- und hergerissen zwischen seiner Frau und seinem wohlmeinenden Schwiegervater und seiner Schwester, die einen Juden geheiratet hat und in die USA ausgewandert ist. Hermann Schmidt fühlt sich nicht wohl in seiner Rolle und das spürt der Leser an vielen Stellen.

Der Erzählstrang um Georg Finkbeiner und die anderen Mitarbeiter auf der „Hindenburg“ ist sehr realistisch beschrieben. Georg will eigentlich nur als Steward arbeiten, sein großer Traum und findet sich dann in einer Rolle wieder, die ihm eigentlich etwas zu groß ist, die er jedoch wunderbar und glaubwürdig meistert.

Viele weitere Figuren tauchen auf, die teilweise eher Nebenrollen spielen und authentisch beschrieben sind. Das gilt auch für die historischen Persönlichkeiten, soweit ich das beurteilen kann.

Die Geschichte ist gut aufgebaut und auch das Ende nachvollziehbar, auch wenn ich gerne etwas mehr über Hermann Schmidts weitere Zukunft erfahren hätte. Insbesondere die Idee mit der Namensgleichheit der Aktion hat mir sehr gut gefallen.

Dennoch bin ich mit dem Roman nicht so recht warm geworden, wobei ich nicht begründen kann, woran das liegt. Vielleicht einfach daran, dass mich der perfide Plan, der zwar rein fiktiv war, aber durchaus im Rahmen des Möglichen lag, erschüttert hat, insbesondere vor dem Hintergrund der heutigen technischen Möglichkeiten.

Fazit: ein spannender Roman mit aktuellen Bezügen.