Rezension

Sehr spannend

Aktion Phoenix -

Aktion Phoenix
von Christian Herzog

Bewertet mit 5 Sternen

„...Aber das Ministerium hat beschlossen, dass wir die Einheit des deutschen Volkes und nicht die Konflikte in den Mittelpunkt als Gastgeber der Spiele stellen wollen...“

 

Wir schreiben das Jahr 1936. Hermann Schmidt führt eine Gruppe von Journalisten durch Berlin. Die Stadt steht kurz vor den Olympischen Spielen.

Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er gibt die Zeitverhältnisse anschaulich wieder. Die kurzen Kapitel und die schnell wechselnden Handlungsorte sorgen für zusätzliche Spannung.

Die Personen werden gut charakterisiert. Hermann Schmidt verdankt seinen Posten seinem Schwiegervater, einer glühenden Verehrer des Regimes. Doch das Verhalten gegenüber Juden stößt Hermann sauer auf. Seine Schwester hat einen jüdischen Geschäftsmann aus der USA geheiratet. Sein Schwiegervater kommentiert Susannes Hochzeit so:

 

„...Man liegt, wie man sich bettet. Und man darf sich nicht beschweren, schlecht zu liegen, wenn man das Bett selbst gemacht hat...“

 

Deutlich wird dass der Riss häufig durch die Familien geht. Anna Kollmann ist Kunststudentin. Sie engagiert sich in einer Gruppe, die mit Plakaten gegen das Regime arbeitet. Ihr Bruder Horst dagegen träumt von einer Stellung in der Leibstandarte des Führers.

Anna verdient sich ihr Studium mit einer Stelle als Hilfsassistentin bei Leni Riefenstahl, die den Auftrag hat, die Olympischen Spiele zu verfilmen. Sie ist keine einfache Arbeitgeberin.

Ein zweiter Handlungsstrang führt mich als Leser nach Frankfurt. Dort sind die Luftschiffe stationiert. Eines von ihnen soll zur Olympiade über das Stadion fliegen. Georg Finkbeiner hat dort einen Posten als Steward. Leider hat er etwas gesehen, was er nicht sehen sollte. Nun steht er unter Beobachtung – und das von mehreren Seiten.

Der Zeppelin und seine Ausstattung werden sehr detailliert beschreiben.

 

„..In der Führergondel konnte man die Leichtbauweise des Zeppelins gut erkennen. Mehrere Löcher waren an den freiliegenden Aluminiumträgern ausgestanzt worden, um bei höchster Stabilität möglichst viel Gewicht einzusparen...“

 

Für Annas Gruppe wird es schwieriger. Das Regime möchte vor der Olympiade keine Plakate mehr sehen. Also werden nächtliche Kontrollgänge organisiert. Gleichzeitig müssen aber auch die eigenen Leute in Schach gehalten werden, denn Angriffe gegen jüdische Geschäfte sind in der Zeit ebenfalls tabu.

Die Spiele sollen zu einem gigantischen Propagandaereignis werden. Dafür ist jedes Mittel recht. Andererseits bringt es das folgende Zitat sehr genau auf den Punkt:

 

„...Die Spiele mochten ein sportliches Ereignis sein und die olympischen Ideale hochhalten, in erster Linie aber waren sie ein gutes Geschäft für die, die an ihnen verdienten...“

 

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor hat gekonnt eine fiktive Handlung in konkrete gesellschaftliche Verhältnisse eingebettet.