Rezension

Die Oxford University Press und ihre Buchbinderinnen

Die Buchbinderin von Oxford -

Die Buchbinderin von Oxford
von Pip Williams

Bewertet mit 3 Sternen

In dem Oxforder Stadtteil Jericho leben während des ersten Weltkrieges die verwaisten Zwillingsschwestern Peggy und Maude auf ihrem Hausboot namens Calliope, das im Oxfort Canal vor Anker liegt. Seit ihrem zwölften Lebensjahr arbeiten sie in der Buchbinderei der Oxford University Press und verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit falzen und binden von losen Blattseiten. Peggy reicht es nicht, diese Bücher nur zu bearbeiten, sie möchte sie auch lesen. Wohingegen Maude vollkommen mit dieser Arbeit zufrieden ist. Maude ist durch eine Entwicklungsstörung etwas anders, hat aber durchaus ihre eigenen Stärken.

Leider war Peggy für mich in dieser Geschichte keine Sympathieträgerin, obwohl sie ja die Hauptprotagonistin ist. Sie musste schon früh die Verantwortung für ihre Schwester übernehmen, da ist es klar, dass ihr die ganze Sache irgendwann zu viel wird und über den Kopf wächst. Trotzdem war sie teilweise zu besitzergreifend und eifersüchtig Maude gegenüber. Ich konnte das schlecht einordnen. Maudes Charakter wiederum mit ihrer Sensibilität und mit ihren kurzen knappen Sätzen alles auf den Punkt zu bringen, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Auch Gwen und Lotte wurden sehr authentisch charakterisiert. Das ist der Autorin richtig gut gelungen.

Das Kriegsgeschehen, die spanische Grippe, die Vertriebenen, die vielen Verwundeten und Toten, all das wurde gut in den Roman eingebaut und hat definitiv mehr Handlung in die Geschichte gebracht. Ein weiteres Thema war die Frauenbewegung, die weiter vorangetrieben wurde. Der Kampf auf mehr Recht auf Bildung, mehr Gleichberechtigung. Für Frauen über 30 Jahre wurde ab 1918 ein eingeschränktes Wahlrecht einräumt.

Die Herstellung von Büchern war zu dieser Zeit eine aufwendige Angelegenheit, ich fand es sehr interessant, welche Arbeitstechniken angewandt wurden. Hier konnte ich definitiv Wissen mitnehmen.

Bei den Titeln der fünf Kapitel, alles Buchtitel, die in der Oxford University Press herausgegeben wurden, hat sich die Autorin richtig Gedanken gemacht und diese gut auf die einzelnen Kapitel abgestimmt. Auch das Cover hat Wiedererkennungswert, da es ausgezeichnet zum Vorgängerband passt.

Alles in allem floss der Roman so seicht dahin, dass in keiner Weise Spannung aufgebaut wurde. Das fand ich sehr schade, ich hatte mir tatsächlich mehr von diesem Roman versprochen.