Rezension

Die Reise nach Jerusalem als Shooter-Spiel...

Battle Royale - Koushun Takami

Battle Royale
von Koushun Takami

Bewertet mit 3 Sternen

Battle Royale macht weiter, wo Die Tribute von Panem aufhören ... Asien in der nahen Zukunft. Japan und China haben die Großrepublik Ostasien gegründet, einen totalitären Staat, in dem Furcht und Unterdrückung herrschen. Dazu gehört das Experiment "Battle Royale", ein grausames Spiel, bei dem jedes Jahr Schulklassen ausgewählt und auf eine einsame Insel verschleppt werden, wo sich die Schüler gegenseitig bekämpfen, bis nur noch ein Überlebender übrig bleibt. Der kontroverse Zukunftsthriller von Koushun Takami ist in Japan ein Millionenseller und liefert die Vorlage für viele Kinofilme, Comics und Mangas.

In der Republik Großostasien, einem totalitären Staat, herrschen Furcht und Unterdrückung. Dazu gehört das Experiment "Battle Royale", ein grausames Spiel, bei dem willkürlich einmal pro Jahr eine Schulklasse des 9. Jahrgangs ausgewählt und auf eine verlassene Insel verschleppt wird, wo sich die Schüler gegenseitig bekämpfen, bis nur noch ein Überlebender übrig bleibt.
Die Regeln sind einfach: Die Schüler werden gegen ihren Willen an den Spielort verbracht, wo jeder einzelne eine Tasche mit Proviant, eine Karte der Insel, einen Kompass und eine zufällig gewählte Waffe erhält. Im Verlauf des Spiels müssen sie sich gegenseitig töten und so ihr eigenes Überleben möglichst bis zum Spielende sichern. Sollte es nach Ablauf des auf drei Tage beschränkten Zeitlimits noch mehr als einen Überlebenden geben, werden sie durch einen fernzündbaren Sprengsatz in einem vor Spielbeginn angebrachten Halsband getötet. Das mörderische Spiel beginnt...

42 Schüler der Klasse 9-B der Shiroiwa Junior High School sind vermeintlich auf dem Weg zu einer Klassenreise, als alle im Bus plötzlich einschlafen. Sie erwachen in einem fremden Klassenzimmer, mit Halsbändern um den Hals - und ein fremder Mann betritt den Raum. Er ist der Spielleiter, wie sich herausstellt, und demonstriert gleich im Klassenzimmer seine skrupellose Brutalität.
Kurze Zeit später rennen alle noch lebenden Kinder um ihr Leben. Wer wird das Spiel spielen, wer versucht sich zu verbünden, wer findet einen Ausweg?

Ein Spiel à la "10 kleine Negerlein" beginnt, nur dass es anfangs 42 Schüler sind, was sich jedoch schnell ändert. Einigen Schülern begegnet der Leser häufiger, anderen dagegen schnell ein erstes und ein letztes Mal. Entsprechend oberflächlich bleibt der Roman auch - denn selbst 624 Seiten reichen nicht aus, um die Personen wirklich näher kennenzulernen.
Oftmals gewann ich den Eindruck, das Drehbuch zu einem Film zu lesen. Derart bildhaft und präzise kreiert der Autor die brutalen Szenen, dass das Kopfkino kaum auszuschalten ist. Andererseits häufen sich diese Szenen derart, dass man als Leser erschreckenderweise zunehmend abstumpft. Dies hat mich vermutlich am meisten gestört an diesem Buch. Durchaus Liebhaberin von Thrillern, war mir dieses ewige Gemetzel doch ein ganzes Stück zu viel des Guten. Shooter-Spielen konnte ich auch noch nie etwas abgewinnen, genauso wenig wie Kriegsfilmen - doch bei diesem Buch hatte ich oftmals das Gefühl, mitten drin zu stecken.

Andererseits war es spannend, welche Entwicklung das Ganze nehmen würde. Gab es einen Ausweg, und wer würde ihn finden? Wollte das überhaupt jemand wirklich? Als Psychodrama durchaus ein interessanter Gedankenansatz. Also las ich doch weiter - und merkte mit Erschrecken, dass ich v.a. gegen Ende dachte, die letzen Überlebenden sollten doch jetzt mal schnell über den Jordan gehen, damit ein Schlusspunkt gesetzt werden konnte. Wieder dieses Abstumpfen... Auch wenn im Verlauf des Buches immer wieder auch kritische Töne laut wurden wie z.B. bzgl. der unterwürfigen Haltung der Asiaten Obrigkeiten gegenüber, spielte dies m.E. nur eine untergeordnete Rolle. In erster Linie ging es ums gegenseitige Abschlachten, teilweise aus Notwehr, teilweise aber auch ganz gezielt.
Leicht gemacht haben es mir auch nicht die asiatischen Namen. Wirklich noch zu unterscheiden zwischen Yuko, Yuka, Yukie, Yumiko, Yukiko usw. fiel schwer, ebenfalls überhaupt zu wissen, wer davon zu den Mädchen oder den Jungen gehörte. Gestört haben dabei auch etliche Fehler in der deutschen Übersetzung, wo teilweise auch Namen vertauscht wurden. Rechtschreibfehler gab es auch so einige, aber die trugen für mich nicht so zur Verwirrung bei...

Koushun Takami kam mit seinem Roman 1996 bis in die Endausscheidung eines großen Literaturwettbewerbs, doch wurde das Buch dann aufgrund seiner kontroversen Thematik letztendlich abgelehnt.
Dennoch erschien der Roman 1999 in Japan und wurde dort v.a. von jüngeren Lesern begeistert gefeiert und ein Millionenbestseller. Er lieferte auch die Vorlage für mehrere Kinofilme, Comics und Mangas.

Hier wurde der Roman v.a. aufgrund der Vermutung populär, dass sich die Autorin der "Tribute von Panem" Reihe kräftig Anleihen bei "Battle Royale" gesucht haben soll.
Dies kann ich (noch) nicht beurteilen, da ich "Tribute von Panem" bislang nicht kenne. Aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit.

Insgesamt stellt das Buch ein interessantes gedankliches Experiment dar, ist für mich aber zu gewaltbetont und zu sehr in der Art von Shooter-Spielen.
Deshalb keine unbedingte Empfehlung von mir.