Rezension

Die Sinnfrage

Die Pianistin - Ute Aland

Die Pianistin
von Ute Aland

Bewertet mit 4 Sternen

Ute Aland hat mit ihrem Buch „Die Pianistin“ einen sehr tiefsinnigen und nachdenklichen Roman vorgelegt, der die eigenen Erfahrungen der Autorin widerspiegeln. Der Schreibstil ist flüssig, dabei eher leise und nachdenklich zu nennen. Der Leser steht an der Seite von Joelle und erfährt bei Lesen fast den gleichen Schmerz und Kampf, den Joelle innerhalb der Handlung mit sich auszufechten hat. Die Glaubensfragen, die sich Joelle stellt, nachdem das Schicksal sie so gebeutelt hat, hat sich jeder von uns schon einmal gestellt. Warum lässt Gott das zu? Doch mit Gott kann man kein Geschäft machen, es geht hier um Vertrauen in Gott und die Bereitschaft, die Dinge bedingungslos anzunehmen und daran zu glauben, dass es aus bestimmten Gründen geschieht, auch wenn man vielleicht keinen Sinn darin erkennen kann. Je mehr man fragt oder in Frage stellt, um so mehr wird man enttäuscht, denn eine Antwort wird es darauf nicht geben, oder vielleicht nur die Gegenfrage: Wie sehr vertraust Du mir?
Die Charaktere sind von der Autorin sehr detailliert und lebensecht beschrieben, man erkennt in ihnen Menschen, die man selber schon getroffen hat. Joelle wirkt eher schüchtern und zurückhaltend. Sie ist kein Mensch, der das Herz auf der Zunge, sondern in ihrer Musik trägt. Der Verlust der Musikerstimme ist für sie nicht nur ein körperlicher Schmerz, denn sie wollte mit ihr so viele Menschen erreichen. Der Hauskreis, dem sie sich angeschlossen hat, plappert zwar fromme Sprüche, doch ist er Joelle wenig hilfreich und unterstützt sie in ihrer Krise so gar nicht, da die Mitglieder einfach zu oberflächlich sind. Einzig ihre Freundin Caro ist eine wirkliche Freundin, deren Glaube dem von Joelle ähnlich ist und mit der Joelle immer mehr Zeit verbringt. Guiseppe ist der sympathischste Protagonist in diesem Roman, denn er ist voller Wärme, Vertrauen und lebt mit einer Leichtigkeit, die ansteckend ist. Dabei ist er tiefgläubig, was sich auch in seiner Lebensweise wiederspiegelt. Ebenso der alte Pastor Lolling, der Joelle endlich aus dem tiefen Tal heraus holt und ihr Mut macht, die Dinge von einer anderen Seite zu beleuchten.