Rezension

Die Stadt der verschwundenen Kinder

Die Stadt der verschwundenen Kinder - Caragh O'Brien

Die Stadt der verschwundenen Kinder
von Caragh O'Brien

Bewertet mit 4 Sternen

>>Statt einer Antwort mache er noch einen Schirtt auf sie zu, bis die Krempe seines Huts fast an ihre Stirn stieß. Sie wusste, dass seine Augen ganz nah sein würden, wenn sie jetzt aufsah.<<

Die Stadt der verschwundenen Kinder verspricht der Start einer wundervollen, spannenden und packenden Start einer Trilogie zu werden.

Die sechzehnjährige Protagonistin Gaia erschien mir am Anfang des Buches als eine naive, dumme kleine Göre, die gnadenlos den Gesetzen der Enklave ergeben ist. Schon nach kurzer Zeit des Lesens jedoch habe ich einen anderen Eindruck von ihr bekommen. Sie ist und bleibt das ganze Buch über ängstlich anderen Menschen gegenüber und unnahbar, was anhand ihrer Narbe und den Erfahrungen die sie gemacht hat nicht gerade verwunderlich ist. Jedoch zeigt sie Mut, Stärke und Entschlossenheit in den schlimmsten und heikelsten Situationen und schafft es fast immer einen kühlen Kopf zu bewahren.

Die Autorin schafft es, jedem der Charaktere eine Individualität zu verleihen, die man sich sofort vor Augen führen kann. Durch die kurzzeitigen Rückblicke in Gaias Vergangenheit werden die Charakterzüge mehr und mehr deutlich und nach und nach bekommt man ein immer klareres Bild von Gaia und ihrer Familie.

Das Buch ist eindeutig an die Zielgruppe der jungen Erwachsenen gerichtet, was sich durch eine sehr einfache und doch bildliche Sprache der Autorin hervorhebt. Gleichzeitig wird die blutige Wahrheit offen gelegt und nicht verschleiert. Die Enklave ist brutal, mörderisch und verzeiht keinerlei Fehltritt

Caragh O`Brien schafft es die Leser mitzureißen, immer die Spannung aufrecht zu erhalten und am Höhepunkt noch einen oben drauf zu setzen.

Die Welt, die geschaffen wurde, ist grausam und erschreckend, jedoch auch faszinierend zugleich. Unwillkürlich stellt man sich die Frage, ob es wirklich in der Welt einmal so aussehen könnte.

Das, was mir allerdings etwas gefehlt hat, ist der Bezug zum Titel. Die Stadt der verschwundenen Kinder? Hier geht es bei weitem nicht um verschwundene Kinder, sonder um vorgebrachte Kinder, die alle mit etwas Mühe und Not wiedergefunden werden können. Der Originaltitel lautet hier übrigends: Birthmarked. Viel passender und aussagekräftiger als der deutsche Titel.

Für die volle Punktzahl gibt es einen Stern Abzug, da ich das Ende etwas zu plötzlich und abgeschniten finde. Auch der Titel ist nicht optimal gewählt.