Rezension

Die subtilen Zwischentöne einer toxischen Beziehung

Muna oder Die Hälfte des Lebens -

Muna oder Die Hälfte des Lebens
von Terézia Mora

Bewertet mit 5 Sternen

Muna ist eine lebensfrohe junge Frau. Sie hat ihren Vater vor einiger Zeit an Lungenkrebs verloren. Jetzt muss ihre Mutter auf sich selbst aufpassen. Die ist eine, in die Jahre gekommene alkoholkranke Schauspielerin, die nach mehreren Abstürzen, mit kleineren Rollen Vorlieb nehmen muss. Als Muna den unfreundlichen wortkargen Magnus kennenlernt, arbeitet sie gerade neben dem Abitur bei einer kleinen Zeitung. Zuerst ist sie fasziniert von Magnus Fotos, dann von ihm. Sie versucht ihn mehrmals abzufangen, aber er radelt ihr immer davon. Während einer kleinen Betriebsfeier trinkt Muna zu viel und endet in Magnus Bett. Am nächsten Morgen fährt er für drei Wochen in den Urlaub und kommt nicht zurück. Muna tingelt durch die Welt, schreibt sich in Wien für ihr Studium ein, arbeitet nebenbei und schlägt sich wacker durch ihr Leben. Obwohl sie Magnus nicht vergessen kann, fängt sie ein Verhältnis mit ihrem schottischen Englischdozenten an. Sieben Jahre später trifft sie Magnus zufällig in einem Theater wieder und die Obsession nimmt ihren Lauf. Muna möchte gebraucht sein. Wenn ihr eigentliches Harmoniebedürfnis in Gefahr ist, neigt sie zu Hysterie. Sie sucht intensiv Magnus Nähe, der ihr keine geben kann. Magnus fühlt sich von Muna bedroht und beantwortet ihre Ausbrüche mit Gewalt.

Fazit: So weit so gut. Ich mag dieses Thema einer “toxischen” Beziehung. Die subtilen Zwischentöne, die diese gegenseitige Abhängigkeit am Laufen halten. Je unmenschlicher die Beziehung wird, desto geringer der Selbstwert. Muna klammert und Magnus versucht sich zu befreien. Allerdings fand ich die Umsetzung nicht so gelungen. In der Geschichte tauchen für meinen Geschmack zu viele Namen auf. Alles zieht sich in die Länge. Der Mensch Magnus hat sich mir nicht so recht erschlossen. Mir war er nicht so gut gezeichnet. Ich hätte ein wenig mehr über seine eigenen Probleme gewusst. Nur am Rande erfuhr ich davon, dass sein Vater ihn geschlagen und gedemütigt hat. Allerdings hat die Form der Ich-Erzählung auch ihre natürlichen Grenzen, wenn sie nicht an Glaubwürdigkeit verlieren will. Ich denke, dass diese Geschichte von jeder Leser:in anders gedeutet werden wird, je nach eigener Lebenserfahrung.