Rezension

Literaturwissenschaftlerin im Liebeswahn

Muna oder Die Hälfte des Lebens -

Muna oder Die Hälfte des Lebens
von Terézia Mora

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch möchte man nach der Lektüre zuklappen und sich erleichtert sagen „Zum Glück ist alles nur erfunden.“ Doch ich fürchte, das, was der Ich-Erzählerin widerfährt, kommt in der Realität häufiger vor, als man wahrhaben will.

Muna wächst in einer ostdeutschen Kleinstadt auf und verliebt sich mit achtzehn in den deutlich älteren Lehrer und Fotografen Magnus. Fortan ist sie ihm mit Haut und Haaren verfallen. Muna studiert Literatur, wohnt in Berlin, London und Wien und sammelt berufliche Erfahrungen im geisteswissenschaftlichen Umfeld. Sinn macht das Leben für sie jedoch nur, wenn sie mit Magnus zusammen ist.

Es schmerzt, mitanzusehen, wie eine intelligente und gebildete Frau jegliche Selbstachtung verliert, wenn sie emotional abhängig wird und sich in einer toxischen Beziehung verfängt. Eine Amour fou zwischen einer impulsiven, sinnlichen Frau und einem sich geheimnisvoll gebenden, arroganten Intellektuellen mag eine klischeehafte Konstellation sein, doch was Terézia Mora daraus macht, ist weit davon entfernt. Sie arbeitet mit Stilmitteln, die die Beklemmung nur noch steigern. Abrupte Perspektivwechsel und durchgestrichene Wörter und Sätze wie in einem Tagebuch lassen tief in das Innenleben der Protagonistin blicken. Ähnlich wie die Erzählungen der Autorin „Die Liebe unter Aliens“ wird auch dieser Roman bei mir noch lange nachhallen.