Die Suchende, der Frager, der Belgier und seine Frau Salz
Bewertet mit 5 Sternen
Die Ich-Erzählerin wohnt alleine in einem ländlich gelegenen Haus. In ihrem Leben läuft es gerade ganz gut. Das Haus mit dem dazugehörigen Garten hat die Besitzerin mittlerweile in Schuss gebracht und auch in beruflicher Hinsicht ist alles in bester Ordnung. Und doch sind es genau diese ruhigen, entspannten Lebensphasen, die die Protagonistin dazu veranlassen ihre Zelte abzusprechen, weiter zu ziehen, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Gedacht, getan. Das Haus wird auf einer Internetplattform zum Verkauf angeboten. Natürlich hat unsere Protagonistin das Haus gut auf ihren anstehenden Auszug vorbereitet, so dass beide nun mit Neugier auf die vermeintlich neuen Besitzer warten.
Die Regisseurin Jacqueline Kornmüller und die Illustratorin Kat Menschik haben sich für ein gemeinsames Projekt zusammengetan. Jacqueline Kornmüller erzählt uns in poetischen Tönen von einer Besitzerin-Haus Beziehung, die sich nicht so einfach aufkündigen lässt. Doch bis die beiden das merken, geben sich die potenziellen, neuen HausherrInnen die Klinke in die Hand. Da sind die Suchende, die mit ihrem Campingkampfbus ganz nah an das Haus heran fährt, die Desinteressierten, die wie wilde hungrige Hunde durch die Zimmer schleichen oder der Belgier mit Frau Salz, das Paar, das gleich mit zwei Sachverständigen anrückt um alles genau unter die Lupe zu nehmen. Doch zum Glück bleibt zwischen den Besuchen der Immobilientouristen noch genug Zeit, sich die schönen Momente im Haus bewusst zu machen. Das gibt es zum Beispiel das Gemüse im Garten, das geerntet werden kann oder der einzigartige Blick auf den Nebel, der sich über „dem saftigen Grün des Tals“ dahin zieht. Das literarische Debüt der Regisseurin wird von Kat Menschiks aussagekräftigen Illustrationen „untermalt“. Jedes einzelne Bild ist ein eigenes Kunstwerk für sich. Mit „Das Haus verlassen“ sind es mittlerweile 17 Bände aus der Reihe „Lieblingsbücher“, die von der Illustratorin gestaltet wurden. Ich finde Geschichte und Zeichnungen gehen miteinander eine regelrechte Symbiose ein und vermittelten mir die Botschaft, dass man an einem Ort, an dem man sich geborgen fühlt auch endlich einmal zur Ruhe kommen kann.
Fazit:
Kornmüller schreibt poetisch und mit einem leichten „Augenzwinkern“, über eine innige Mensch-Haus-Beziehung, die in den Illustrationen treffen visualisiert wird. Ein literarisches Schmuckstück innen wie außen.
Kommentare
Brocéliande kommentierte am 29. April 2024 um 23:16
Schönes Fazit - und sehr treffende Rezi!!