Rezension

Die Tränen werden nie versiegen…

Und sie werden nicht vergessen sein - Carmen Lobato

Und sie werden nicht vergessen sein
von Carmen Lobato

Bewertet mit 5 Sternen

Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um die lose Fortsetzung zu „Die Stadt der schweigenden Berge“. Für mein Empfinden können sie unabhängig voneinander gelesen werden. Da ich den ersten Teil geliebt habe, freute ich mich ungemein auf die Fortsetzung und begann voller Vorfreude mit der Lektüre.

Auch hier geht es in erster Linie um Arman und Amarna, die sich in England niedergelassen haben und dort ein glückliches Leben führen. Doch wir schreiben das Jahr 1938 und wenig später bricht der 2. Weltkrieg aus. Wie sehr verändert der Krieg das Leben des Paares? Werden sie die drohende Gefahr bewältigen können? Und vor allem: Kann Arman jemals den Verlust seiner Familie verwinden?

Die Autorin hat einfach ein Händchen für feinfühlige Erzählungen und sehr gut gezeichnete Charaktere mit Tiefgang, so dass es kaum verwundert, dass diese Geschichte mit 768 Seiten daher kommt, jedoch ist nicht eine einzige Seite davon zu viel.

Hier überzeugen nicht nur Arman und Amarna, die wir bereits aus dem ersten Band kennen und die um ihre Beziehung kämpfen wie die Löwen. Arman ist so ein empfindsamer Charakter, der mir so nahe ging, dass er einen Platz in meinem Herzen gefunden hat. Am meisten beeindruckt hat mich die Figur der Eva. Hielt ich sie anfänglich noch für eine egoistische Person, die nur an ihrer Kunst interessiert ist, musste ich alsbald feststellen, dass viel mehr dahinter steckt und dass einem auch unsympathische Charaktere nahe gehen können. Das muss einem als Autor erst einmal gelingen, dass auch die unliebsamen Figuren den Leser ans Herz rühren. Man fühlt und leidet mit den Protagonisten und das ist etwas, was in meinen Augen nur Bücher vermögen.

Die Geschichte bietet alles, was das Leserherz benötigt: ein überzeugendes, geschichtliches Setting, spannende Figuren, Liebe, Intrigen und jede Menge Schmerz. Selten habe ich beim Lesen so viele Tränen verdrückt wie hier und konnte mich kaum von der Handlung lösen.

Besonders gepackt hat mich der unerfüllte Kinderwunsch von Amarna, der in der Beziehung für Zwistigkeiten sorgt. Hier kam sehr gut rüber wie belastend so etwas für eine Paarbindung ist. Schön, dass in diesem historischen Roman nicht nur Geschichtliches verarbeitet wird, sondern auch das Persönliche der Figuren und deren Beziehungen eine wichtige Rolle spielen.

Fazit: Ein Buch voller Gefühl, das mich regelrecht überfahren hat. Ich komme mir immer noch ein wenig überrollt vor von den Emotionen und bin ein wenig sprachlos. Klar ist nur, dass ich zwingend eine Leseempfehlung aussprechen muss. Wer historische Romane, vor allem zur Zeit der Weltkriege mag, der muss hier einfach zufassen.