Rezension

Die Vergangenheit sollte man besser ruhen lassen...

Worüber wir schweigen - Michaela Kastel

Worüber wir schweigen
von Michaela Kastel

Bewertet mit 5 Sternen

Zunächst muss ich mal einen – für mich – unwiderruflichen Fakt über die Autorin loswerden: Michaela Kastel ist für mich eine der Besten, wenn es darum geht spannende Jugendliteratur zu verfassen. Kein Wunder also, dass sie mit ihrem neuen Roman Worüber wir schweigen den Viktor Crime Award des Jahres 2018 gewonnen hat...
Deshalb war es für mich auch wieder eine reinste Freude dieses Buch lesen zu dürfen...

Inhaltsangabe:
Zwölf Jahre sind vergangen, seit Nina ihr Heimatdorf fluchtartig verlassen hat. Nun kehrt sie unerwartet zurück, und ihre Ankunft wirft das sonst so ruhige Leben in der Gegend aus der Bahn. Was treibt sie wieder an den Ort, den sie so lange gemieden hat? Das Zusammentreffen mit ihrer alten Clique weckt in allen dunkle Erinnerungen an ein Ereignis, an dem ihre Freundschaft einst zerbrach. Und über das alle bisher geschwiegen haben...

Die Hauptprotagonisten: ~ VORSICHT SPOILER~

Nina:
Nina kehrt an ihren Heimatort zurück, nachdem sie ihn vor zwölf Jahren von jetzt auf gleich fluchtartig verlassen hat. Sie scheint unglaublich viel Wut und Hass in sich zu tragen, die auch vor ihren Eltern keinen Halt macht. Nicht selten hat sie ziemlich fiese Gedanken. Nina trägt stets eine Metallbox mit sich herum...

Tobias:
Tobias ist der jüngere Bruder von Domenik und hat stets mit Selbstzweifeln und Minderwertigkeitskoplexen zu kämpfen, da er irgendwie immer im Schatten seines großen Bruders aufgewachsen ist. Er hat ein Auge auf Nina geworfen und trägt ein schreckliches Geheimnis mit sich herum...

Melanie „Mel“:
Melanie ist die „beste Freundin“ von Nina und ist im Gegenzug zu ihr eher ein psychisch ziemlich kaputtes lMauerblümchen, dass bei Jungs nicht unbedingt ein glückliches Händchen hat. Zumindest glaubt sie das dank Nina. Schlimmer noch: Men merkt, dass Mel denkt in ihrem Leben ohne Nina nicht klar zu kommen...

Domenik:
Domenik ist der ältere Bruder von Tobias. Im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder ist Domi der King an der Schule und bei allen Mädchen beliebt. Außer die Schule, nimmt er das Leben ansonsten ziemlich leicht...

Gregor:
Gregor ist Ninas Vater und in seiner Ehe ziemlich unglücklich und irgendwie doch gefangen. Zu seiner Tochter hat er nie ein wirklich richtiges, inniges Verhältnis schließen können...

Susanne:
Susanne ist Ninas Mutter und psychisch ziemlich labil. Sie „inhaliert“ Pillen in Rauen Mengen praktisch schon zum Frühstück und scheint schon immer, nicht wirklich viel von ihrem Umfeld mitzubekommen, aber der Schein trügt...

Meine Meinung:
Als das Buch bei mir ankam, erwarteten mich grünes Seidenpapier und gefühlt ein Dutzend schwarzer Papierschmetterlinge.
Nicht nur deshalb juckten mir bereits die Finger, als das Buch eine ganze Weile so unschuldig neben mir lag und ich nur daran denken konnte, dass mir die Geschichten von Michaela Kastel schon einmal so ein Gefühl von suptiler Spannung bereitet haben...
Und nicht anders verhielt es sich hier. Ich fing an zu lesen und wusste sofort: Da ist sie wieder. Diese Intension, wie nur unsere Michi sie drauf hat...
Zugegeben: Anfangs war mir Nina mit ihren Gedankengängen nicht gerade sympathisch, aber je intensiver ich sie – und auch die anderen Charaktere - im Laufe der Story kennen lernen durfte, desto mehr wurde mir klar, dass sie alle einfach so sein, so agieren müssen. Protagonisten, die an Blumen und bunte grüne Wiesen denken, wären in dieser Thematik total fehl am Platz gewesen. Besonders Nina und auch Mel empfand ich als sehr interessante Personen, die soviel Scheiß im Leben durch haben, dass ich ihnen (fast schon) verziehen habe, dass sie so völlig kaputt sind...
Dennoch wünscht man irgendwie allen Handelnden, dass sie einfach nur ihren Frieden mit der Situation schließen und irgendwie versuchen glücklich zu werden. Ganz besonders hervorzuheben, ist hier aber dennoch Ninas Vater Gregor. Er scheint so ein großes Verantwortungsgefühl gegenüber seiner Frau zu haben, dass es ihm rein menschlich einfach unmöglich scheint seine Lage zu ändern...
Mit den vielen Zeitsprüngen musste ich mich auch erst einmal anfreunden, aber das ist reine Gewöhnungssache und wenn man es dann erst drauf hat, ist auch das ebenfalls kein großes Ding...
Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich dieses Buch wohl nie aus der Hand gelegt und wenn das der Fall gewesen wäre, hätte mir diese Geschichte wohl noch einmal mehr die Nerven geraubt, als sie es ohnehin schon hat.
Die einzelnen Fäden laufen am Ende so gekonnt zusammen, dass man sich ständig fragt: >Wie geht das? <. Gerade dann, wenn man der Autorin glauben darf, die von sich selber sagt, dass sie eben nichts an ihrem Plot vorher plant...
Aufgrund dessen und wegen noch so vielem mehr sind die 5*****Sterne dieses und ich hoffe auch jedes Weitere Mal mehr als verdient...

Mein abschließendes Fazit:
Ein unglaublich spannender Jugendthriller, der gerade wegen seiner Protagonisten so dermaßen hervorsticht. Michi Kastel at its Best... <3 <3 <3