Rezension

"Die Verlorenen" hat mir noch ein Stückchen besser gefallen, aber auch hiermit konnte mich die Autorin überzeugen.

Die Vertraute -

Die Vertraute
von Stacey Halls

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe mich sehr über den Titel "Die Vertraute" von Stacey Halls gefreut, welcher mir vom Piper Verlag über Netgalley als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Vielen lieben Dank dafür an dieser Stelle, selbstverständlich beeinflusst dies meine Meinung zum Buch in keinerlei Weise.
Nachdem ich "Die Verlorenen" der Autorin gelesen und geliebt habe, freute ich mich auf ein weiteres Werk von ihr, dessen Erscheinungsbild ihrem Vorgängerbuch auch sehr ähnelt. Die Geschichten sind aber unabhängig voneinander zu lesen. 

Auch hier reist der Leser wieder in die Vergangenheit, und zwar ins 17. Jahrhundert. Dort lernt er die Hauptfigur Fleetwood kennen, die ihrem Mann einen männlichen Erben schenken soll. Doch sie erlitt bereits mehrere Fehlgeburten. Einzig die Hebamme Alice ist ihr eine echte Stütze, die beiden freunden sich an, doch wird ihre Freundschaft alsbald auf eine harte Probe gestellt...

Stacey Halls schreibt ihren historischen Roman aus der Sichtweise von Fleetwood in der Ich-Perspektive im Präteritum, was mir einen guten Zugang zu ihr verschafft. Ähnlich, wie auch in Halls Vorgänger, befinde ich mich in einer ganz anderen Lebenslage, als die Hauptfigur, dennoch schafft die Autorin es, mir ihren Zustand super nahe zu bringen. So wird das Ausmaß der Fehlgeburten und der Druck einen Erben hervor zu bringen wirklich gut deutlich und die Protagonisten tut mir wirklich leid. Aber auch Alice hat im Laufe der Geschichte einiges zu verkraften, werden gegen sie doch enorme Anschuldigungen erhoben. Was ist da tatsächlich dran? Ich wollte es nicht glauben und habe von Anfang an darauf vertraut, dass sie Fleetwood eine echte und treue Freundin ist.

Gelungen finde ich, dass es hier den ein oder anderen Geschichtsunterricht gibt, der aber einfach nicht so wirkt und nicht so dröge ist. Durch die fiktive Geschichte der beiden Frauen, finde ich einfach viel besseren Zugang zu den damaligen Geschehnissen.
Erschreckend fand ich auch, wie die Frauen von ihren Männern abhängig waren, sie waren ihren nahezu ausgeliefert. Und doch haben sich Fleetwood und Alice irgendwie dadurch gekämpft und einige Hürden und Hindernisse überwunden, was ich sehr spannend zu verfolgen fand. 

Der Schreibstil der Autorin ist sehr leicht und lässt mich rasch durch die Geschichte kommen. Die Kapitel halten sich stets in angenehmer Länge, vor allem die Ich-Perspektive hat mir hier wieder ausgesprochen gut gefallen. So ist der Zugang zu der Hauptfigur und allen Geschehnissen einfach direkt größer :-)

"Die Vertraute" ist ein lesenswerter Titel, der hält, was er verspricht. Dennoch konnte mich "Die Verlorenen" ein wenig mehr von sich einnehmen. 
Ich vergebe demnach eine Lese- und Kaufempfehlung und 4 gute Sterne ****