Rezension

Dierenpark

Das Anwesen - Elizabeth Camden

Das Anwesen
von Elizabeth Camden

Bewertet mit 5 Sternen

1898 New Holland. Das Anwesen Dierenpark gehört seit dem 17. Jahrhundert der vermögenden Familie Vandermark, doch seit Jahrzehnten hat sich dort niemand von der Familie mehr blicken lassen, da auf dem Anwesen ein Fluch liegen soll, der schon einige Familienmitglieder das Leben gekostet hat. Doch das weitläufige Grundstück wird weiterhin finanziert, so dass einige Angestellte sich weiterhin um alle anfallenden Arbeiten kümmern. Zu ihnen gehört auch Sophie van Riijn, die sich klammheimlich auf dem Dach eine Wetterstation aufgebaut hat, um die dort gesammelten Daten der Regierung zur Verfügung zu stellen. Doch eines Tages reist der Architekt Quentin Vandermark mit seinem Sohn und einer großen Entourage an, um das alte Haus baldmöglichst abreißen zu lassen. Die Angestellten sind ihm ein Dorn im Auge und so entlässt er alle auf einmal. Sophie bietet ihm in ruhiger und freundlicher Art die Stirn, was Quentin zum einen irritiert, zum anderen Respekt abverlangt. Da sein Sohn Pieter sich gut mit Sophie versteht, darf sie weiterhin als Köchin auf dem Anwesen bleiben. Allerdings kommt es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten, denn Quentin will den Wunsch seines Großvaters befolgen und Dierenpark dem Erdboden gleich machen, während Sophie mit guten Argumenten versucht, das Anwesen zu retten. Wer wird gewinnen?

Elizabeth Camden hat mit ihrem Buch „Das Anwesen“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser reist mit den ersten Worten in die damalige Zeit zurück und lässt sich als unsichtbarer Beobachter auf dem Anwesen nieder, um die dortigen Entwicklungen aus erster Hand mitzuerleben und die Gefühle und Gedanken ihrer Bewohner zu erfahren. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildgewaltig und farbenfroh, so dass sich vor dem inneren Auge des Lesers das wunderbare Anwesen formt und den Blick aufs Meer ebenso frei gibt wie den großen Garten mit all seiner Vielfalt. Die Autorin lässt interessante Informationen über die Wetterermittlung mit in ihre Handlung einfließen, die einen guten Eindruck über die damaligen Mittel und Wege geben, eine genauere Prognose abzugeben. Ebenso zeichnet sie ein genaues Bild der Frau zur damaligen Zeit, die zwar fähig und in der Lage ist, Männeraufgaben zu verrichten, aber nicht berücksichtigt wird bei Positionen in Arbeitsbereichen. Frauen hatten nur für Haus, Herd und Kinder da zu sein.

Der christliche Aspekt wird in diesem Roman groß geschrieben, denn die Autorin lässt hier Welten aufeinander prallen. Zum einen erzählt sie die Geschichte von Kain und Abel in etwas anderer Form durch die Vandermark-Familiengeschichte, zum anderen stellt sie ihre beiden Hauptprotagonisten glaubenstechnisch gegenüber. Er ist Wissenschaftler und Agnostiker, sie ist tiefgläubig und hat ihr Leben in Gottes Hände gelebt. Es geht um Überzeugungen und Zeichen von Gott, das Wunder der Natur, die Hoffnung und den Glauben an das Unmögliche.

Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen, die sie sehr glaubwürdig und authentisch wirken lassen. Der Leser kann die Gefühle mit ihnen teilen und manche Reaktion gut nachvollziehen. Sophie ist eine Frau, die sowohl intelligent und interessiert als auch fröhlich ist. Sie kann hervorragend kochen, ist zuverlässig, schlagfertig, hilfsbereit und vor allem immer optimistisch, was alles um sie herum zum Strahlen bringt. Ihr unerschütterlicher Glaube lässt sie immer nach vorn blicken und jede Situation meistern, so schwer sie auch zu sein scheint. Sie lässt sich einfach nicht durch trübe Gedanken entmutigen und schüttelt sie ab wie unnötiger Ballast. Quentin ist ein unterkühlter und freudloser Mann, was auf seine dauerhaften Schmerzen zurückzuführen ist. Er liebt seinen Sohn abgöttisch, gleichzeitig quälen ihn Schuldgefühle bei dem Gedanken an seine Ehe. Quentin versucht alles aus wissenschaftlicher Sicht zu erklären, doch gibt es einiges, wo ihm das nicht gelingt. Er kann Gefühle weder zeigen noch ausdrücken. Pieter ist ein verängstigter kleiner Junge, der vor seinem Vater Angst hat, da er diesem nie etwas recht machen kann. Auch die übrigen Protagonisten wie Nicklaas oder auch Marten beleben die Handlung mit ihrem Erscheinen und geben ihr zusätzliche Impulse.

„Das Anwesen“ ist ein rundum gelungener christlicher Roman, der sich kurzweilig Lesen lässt, während er seine Hauptbotschaft von Hoffnung, Liebe und Zuversicht immer wieder erklingen lässt. Absolute Leseempfehlung!