Rezension

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Dieses Buch zu lesen, ist wie heimkommen

Interview mit einem Vampir, Film-Tie-In
von Anne Rice

Bewertet mit 5 Sternen

Achtung! Enthält mögliche Spoiler, da es sich um einen ReRead handelt und ich die Romanserie (und somit Folgebände) kenne und dieses Wissen (teils auch unbewusst) beim Rezensieren nicht aussperren kann.

Ich habe dieses Buch zum ersten Mal 2004 gelesen, nachdem eine Freundin mir den Film gezeigt hat und ich vom Material so besessen war, dass ich meine erste Vampirgeschichte (das Theaterstück "Garielle") innerhalb kürzester Zeit zu Papier brachte. Nun hatte ich die Möglichkeit, es elf Jahre später käuflich zu erwerben und mit den Augen einer 24-Jährigen zu lesen, die... nun, inzwischen seit über zehn Jahren selbst über Vampire schreibt (wenn auch noch unveröffentlicht), zahllose Rechercheartikel gelesen hat und so manche Fallstudie zu dem Thema selbst verfasst hat...

Es war also ein sehr persönliches Buch und ein sehr persönliches Neu-Lesen. (Hier ist übrigens das "Tie-In zum Film" sehr verwirrend, denn es handelt sich durchaus um eine vollständige Romanausgabe, während der Begriff naheliegt, es wäre gekürzt oder würde eher der Filmhandlung folgen - die bei diesem Film teils sehr stark abweicht. Ich liebe den Film. Aber er hat eben nicht die gleiche Handlung :P )

Das schlägt sich auch darin nieder, dass ich ein Gedcht geschrieben habe:

Elf Jahre später
Höre ich mein Lachen
S. 26

Es hat auf mich gewartet
Armer sterbender Louis

Denn nach elf Jahren lachte ich an den gleichen Stellen, schimpfte an den gleichen Stellen mit den Charakteren und spürte ganz genau, was mich immer wieder inspiriert hat...

Der Inhalt ist schnell umrissen: Ein Reporter auf der Suche nach einer Story trifft sich mit einem Fremden - der behauptet, ein Vampir zu sein. Was sehr skeptisch begonnen hat, entpuppt sich als die einzige Möglichkeit für Louis den Vampir, seine Geschichte vollständig zu erzählen. Von seiner Jugend in New Orleans, bis zu seiner schicksalhaften Begegnung mit dem Vampir Lestat bis zu seiner Liebe zur schönen Claudia - dem Vampir, der nie hätte erschaffen werden dürfen...

Wenn man die Serie an sich bereits kennt, liest man natürlich völlig anders, als ursprünglich. Und hier bin ich so ehrlich, dass man dem Buch doch anmerkt, dass es ursprünglich ein Einzelband sein soll. Nicht zuletzt auch daran, dass der Reporter im ganzen Roman immer nur als "Junge" bezeichnet wird und nur eine sehr vage Persönlichkeitszeichnung erhält, während "Daniel" als Geliebter von Armand durchas ein paar mehr Eigenschaften hat.
Auch der Stil ist hier noch nicht so, wie man es von den Folgebänden mit Lestat als Ich-Erzähler kennt, Louis ist ein sehr distanzierter Interviewpartner  und es dauert eine Zeit, bis er den Reporter und damit den Leser so weit an sich herangelassen hat, dass man wirklich mit ihm mitfiebert.

Dann aber bleiben die wundervollen Formulierungen von Anne Rice, die schiere Schönheit der Sprache und die Tatsache, wie hier Vampirismus an sich, die dabei entstehenden Gefühle, alternativen Gedankenwege und Gewissensbisse beschrieben werden.

Auch ein Jahrzehnt später noch sehr faszinierend.