Rezension

Dieses Hörbuch tritt mit einer erbarmungslosen Heftigkeit in den Gehörgang

Schwarzes Herz -

Schwarzes Herz
von Jasmina Kuhnke

Bewertet mit 5 Sternen

Was ich zuerst höre, sind Triggerwarnungen. Die sind auch notwendig, weil es direkt losgeht mit einer Schilderung aus sexueller Gewalt und Angst.

 

Die Frau mit dem schwarzen Herz erzählt von ihrer problematischen Kindheit. Schon im Mutterleib löste sie familiäre Kontroversen aus. Für ihre Mutter war sie Unfall und Wunschkind zugleich. Den Vater lernte sie nie kennen. Ihre Oma, jugoslawische Gastarbeiterin, empfand die ungewollte Schwangerschaft der Tochter als Schande. Lieber wäre ihr eine Abtreibung gewesen statt das uneheliche Kind eines schwarzen Mannes. Die Kindheit und Jugend der Protagonistin sind von Rassismus geprägt. Zu Hause sagt man das N-Wort als Kosenamen, denn ihre jugoslawische Familie kennt keine Schwarzen und ordnet das Wort unwissend wohlmeinend ein. Draußen wird ihr das N-Wort als Beleidigung an den Kopf geworfen.

Die Erzählungen aus der Kindheit wechseln sich mit den Schilderungen ihrer Partnerschaft zu einem gewalttätigen Mann ab. Erst bleibt sie aus Abhängigkeit in der toxischen Beziehung, später aus Liebe zu ihrem Sohn und ihrer Tochter. Sie hat Angst, dass der Typ ihren Kindern etwas antun könnte. Dass er seine Partnerin irgendwann umbringen wird, ist für sie mit jedem Gewaltausbruch, jedem Schlag und jeder erneuten Hand an ihrer Kehle eine unabwendbare Tatsache. Seine Wut wird sie nicht überleben, das sagt sie sich, um vermutlich auf das Schlimmste vorbereitet zu sein.

 

Die Themen dieses Hörbuchs vielschichtiger, als ich es hier im Detail schildern könnte. Dieses Hin-und-her durch die verschiedenen Zeitebenen und durch die Scheiße des Lebens dieser Protagonistin verwirren nicht. Man braucht keine Chronologie, um der Erzählung zu folgen. Der rote Faden ist keine stringente Zeitlinie, sondern die rassistisch motivierte Gewalt, die Misogynie, die psychische sowie häusliche Gewalt und der systemische Rassismus.

Die Autorin hat ihr Hörbuch selbst eingelesen, und das ballert mein Hirn noch einen Ticken mehr, weil ich mich fühle, als würde ich wie uneingeladen im Wohnzimmer der Protagonistin und ihres Partners stehen und all diesem abgefuckt ungerechten Scheiß zuschauen bzw. zuhören. Dieses Hörbuch war intensiv.