Rezension

Doppelte Spur

Doppelte Spur - Ilija Trojanow

Doppelte Spur
von Ilija Trojanow

Bewertet mit 3.5 Sternen

Journalist Illija Trojanow erhält unverhofft geheime Dokumente, die aus den höchsten Kreisen russischer bzw. amerikanischer Geheimdienste stammen müssen; sofern man den Quellen Glauben schenken darf. Er versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, und fliegt dafür um die halbe Welt, wühlt sich mit Kollege Boris durch den Papierwust, trifft sich im Geheimen. Wird er die Wahrheit zwischen den Lügen erkennen?

Der Roman liest sich immer wieder wie eine Dokumentation; ein guter Trick, um das Rätselraten um die Frage Fakt oder Fiktion weiter anzufachen. Vieles ist/wirkt (?) sehr gut recherchiert, manches kennt man aus der Presse, manches klingt einfach zu plausibel um nicht wahr zu sein, anderes so weit hergeholt, dass es wahr sein muss. Umso pikanter, spielen doch sowohl der russische als auch der amerikanische Präsident eine große Rolle in Trojanows Unterlagen. Die Skandale, aufgedeckt, bisher unbekannt oder gar erfunden, wühlen natürlich auf, auch sehr emotionale Themen werden gestreift. Bei alldem muss man bei der Lektüre schon genau aufpassen, immer wieder wird viel Information in sehr kurzer Zeit vermittelt, manche Zusammenhänge haben sich mir erst recht spät erschlossen (oder auch gar nicht). Auch die Dialoge sind temporeich, es bleibt nie viel Zeit zum Durchatmen, während der Erzählstil eigentlich erstaunlich gemächlich und nüchtern daher kommt. Dieser Stilmix lässt sich nicht ganz leicht lesen, weder thematisch noch stilistisch ist „Doppelte Spur“ also ein Wohlfühlspionageroman; trotzdem hat mich Trojanow in weiten Teilen überzeugt und neugierig auf die hintergründigen Zusammenhänge gemacht.