Rezension

Drei Autorinnen, drei Hauptfiguren – das Rezept funktioniert

Das Herz des Ozeans - Karen White, Beatriz Williams, Lauren Willig

Das Herz des Ozeans
von Karen White Beatriz Williams Lauren Willig

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wenig ungewöhnlich ist es ja schon, wenn drei Autorinnen an einem Roman gearbeitet haben. Oftmals heißt es ja „viele Köche verderben den Brei“, aber in diesem Fall hier zahlt sich die Zusammenarbeit aus. Historische Fakten, eine schicksal-hafte Dreiecksbeziehung und eine Rahmenhandlung im heutigen England werden zu einem spannenden Schmöker verflochten, der bei den (wohl hauptsächlich weiblichen) Lesern kaum Wünsche offen lassen wird.

Konkret geht es zum einen um die historischen Figuren Caroline und Tess. Caroline Hochstetter kommt aus wohlhabenden Kreisen der New Yorker Gesellschaft, ist mit einem reichen Geschäftsmann verheiratet, der mit ihr im Jahr 1915 auf der „Lusitania“ nach England reisen will, um einen bis dato unbe-kannten Strauß-Walzer in Europa zu verkaufen. Tess ist ein Mädchen von einfacher Herkunft, aber gewitzt und fingerfertig – um nicht zu sagen, eine Betrügerin. Sie geht an Bord des Schiffes, um zusammen mit ihrer Schwester einen neuen Coup durchzuführen. Beide Frauen treffen auf dem Schiff auf Robert Langford – Caroline kennt ihn seit Jugendtagen, Tess ist von dem gutaussehenden Mann einfach nur fasziniert. So entspinnt sich eine Geschichte, die von Geheimnissen geprägt ist und bei dem auch Spionage eine Rolle spielt (wie so oft in der Zeit des 1. Weltkriegs).

Währenddessen kämpft die Autorin Sarah Blake im heuigen New York um Inspiration für ein neues Buch, was sich als ziemlich schwierig herausstellt. Als sie jedoch bemerkt, dass es eine Verbindung zwischen ihrem Urgroßvater und dem englischen Aristokraten Robert Langford gegeben haben muss, die beide an Bord der Lusitania waren, als diese sank, geht sie dieser Geschichte nach und recherchiert auf dem englischen Landsitz der Familie Langford, welche Zusammenhänge es gab.

Die Autorinnen haben aus diesem Stoff einen wirklich mitrei-ßenden Roman gewoben, dem man nicht anmerkt, dass meh-rere Autoren daran gearbeitet haben. Für mich wirkte er wie aus einem Guss und ich war begeistert – sowohl vom histori-schen Erzählstrang als auch dem aktuellen. Meine Vermutung ist – da die Kapitel immer mit dem Namen einer der drei Hauptfiguren überschrieben sind und jeweils diese Frau in den Mittelpunkt stellen - dass jede der Autorinnen die Kapitel für eine der Figuren geschrieben hat und nicht jeder überall mit-gewirkt hat. Leider konnte ich nicht herausfinden, ob das stimmt. Man merkt aber kaum Unterschiede im Schreibstil, so dass ich das nicht mit Sicherheit sagen kann.

Wie auch immer – ich wurde mit diesem Buch bestens unter-halten und habe zudem noch etwas über die schwierigen Be-ziehungen zwischen den Ländern während des 1. Weltkriegs und über das Schiffsunglück der „Lusitania“ gelernt, das ja ir-gendwie immer im Schatten der großen Tragödie um die Titanic stand. Für mich war es an den Weihnachtsfeiertagen perfekte Unterhaltung und ich würde mich freuen, wenn das Autorinnen-Kleeblatt sich noch einmal zu einem neuen Streich zusammenfindet. Eine entsprechende Andeutung findet sich jedenfalls im Nachwort… ich wäre auf jeden Fall wieder mit dabei!