Rezension

Drei Frauen - drei Generationen - eine Geschichte

Die Ungehörigkeit des Glücks
von Jenny Downham

Die Ungehörigkeit des Glücks ist die Geschichte dreier Frauen aus drei unterschiedlichen Generationen, deren Schicksale eng miteinander verknüpft sind. Als ihre demente Großmutter Mary plötzlich bei ihnen einziehen soll, ist das für die 17-jährige Katie eine große aber dennoch angenehme Überraschung. Jahrelang hat sie nichts von ihrer Oma gehört, wusste nicht einmal von ihrer Existenz und nun soll sie auf einmal mit Katie, ihrem Bruder Chris und ihrer Mutter Caroline die kleine Wohnung teilen. Während Caroline, die den Kontakt zu Mary vor vielen Jahren aus noch unbekannten Gründen abgebrochen hat, die alte Frau so schnell wie möglich in das nächste Pflegeheim schaffen will, versteht Katie sich auf Anhieb gut mit ihrer gerade erst wiedergefundenen Großmutter. Katie möchte alle Familiengeheimnisse erfahren, die ihre Mutter ihr immer vorenthielt. Vor allem aber interessiert sie, warum dieser Keil zwischen Mary und Caroline steht. Dies alles herauszufinden stellt sich als äußert schwierig heraus, da Mary an Alzheimer leidet und ihre Erinnerungen ihr oft entgleiten. Doch dafür hat Katie sich schon was überlegt.

Die Geschichte hat mich auf Anhieb interessiert, vor allem da ich nicht genau wusste, was auf mich zukommt. Mir gefällt die Verflechtung der Schicksale der drei Frauen wirklich gut, insbesondere da sie auch formal und inhaltlich toll umgesetzt wurde. Immer wieder werden Kapitel mit den Erinnerungen Marys aus ihrer Vergangenheit eingestreut, die kleine Hinweise liefern, welche am Ende ein logisches Gesamtbild ergeben und die Beziehung der drei Frauen zueinander in ein neues Licht stellen. Neben diesen Rückblicken in Marys Vergangenheit schreibt Katie für sie aber auch noch ein Erinnerungsbuch, in dem sie alles festhält, was Mary in ihren lichten Phasen einfällt, so dass sie es ihr später immer wieder vorlesen und so ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen kann. Die Beziehung zwischen Katie und Mary ist ganz besonders und man spürt sofort die Verbindung, die die beiden zueinander haben, obwohl sie sich erst so kurz kennen. Da einige Kapitel auch aus der Sicht der dementen Mary verfasst sind, kann man sich gut in die alte und teils verwirrte Frau hineinversetzen. Obwohl diese Abschnitte meistens während der Phasen spielen, in denen die Krankheit ihr wieder die Orientierung raubt, merkte man doch, das Mary eine starke und lebensfrohe Person ist, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. 
Katie dagegen hat auf mich zuerst einen anderen Eindruck gemacht. Sie beugt sich dem Willen ihrer herrischen  und strengen Mutter Caroline und opfert sich viel zu sehr für andere auf, anstatt auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Auch die Gemeinheiten der Mädchen aus der Schule lässt sie über sich ergehen und obwohl sie von ihrer Freundin verraten wurde, läuft sie ihr immer noch hinterher. Das konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Katie ist oft gelähmt von ihrer Ängsten, doch schließlich nimmt sie ihren Mut zusammenund wagt es ihrer Mutter, den fiesen Mädchen und der gesamten restlichen Welt ihre Meinung kundzutun und sich nicht länger zu verstecken. In diesem Moment war ich ziemlich stolz auf sie und hätte sie am liebsten umarmt, denn sie ist schließlich doch noch über ihren eigenen Schatten gesprungen. Während meine Meinung über sie also am Anfang noch zweigeteilt war, konnte sie mich am Ende doch noch von sich überzeugen. 
Caroline dagegen blieb mir die meiste Zeit ein Rätsel. Erst am Schluss konnte ich ihre Beweggründe verstehen. Oftmals war mir ihr Umgang mit ihren Kindern und auch mit Mary zu streng und gebieterisch, doch irgendwann versteht man schließlich, warum sie das alles macht und dabei ist ihre Menschlichkeit und Verletzlichkeit hervorgekommen.
Dieses Buch behandelt mit der Krankheit Alzheimer, aber auch der Homosexualität, die für die Handlung eine bedeutende Rolle spielt, viele wichtige Themen. Aber auch Werte wie Vergebung, Akzeptanz und Selbstständigkeit finden in der Geschichte Platz und tragen einen wichtigen Teil zu ihrer Bedeutung bei. 
Der Schreibstil war zu Anfang gewöhnungsbedürftig, doch schließlich konnte mich seine Andersartigkeit restlos begeistern und es hat Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen. Jenny Downhams Schreibstil gab mir das Gefühl, hautnah dabei zu sein und machte es mir einfacher, mich mit den Protagonisten zu identifizieren.