Rezension

Dritter Fall für Commissario di Bernardo

Di Bernardo -

Di Bernardo
von Natasha Korsakova

Bewertet mit 4 Sternen

Atmosphärisch, mit sympathischen Ermittlern, aktuellen Themen. Gekonnt erzählt. Gern gelesen.

Die 3.te Folge der Reihe um Commissario Di Bernardo habe ich gern gelesen und empfehle sie gern auch weiter.

 

Rom, die ewige Stadt, als Schauplatz. Paar (kurze) Ausführungen zu den alten Kirchen, z.B. zur Geschichte der ältesten päpstlichen Erzbasilika Roms. Oder auch einige anderen Einsprengsel an Wissenswertem, interessanten Gedanken, geschickt in den Erzählteppich eingewoben, bereichern das Ganze ungemein und verleihen die einzigartige Atmosphäre. Auch der Bildungsauftrag darf sich als vollauf erfüllt betrachten :).

 

Zwei Tote, junge Menschen, Mann und Frau, in der alten Kirche gleich am Anfang. Zu den Klängen der Orgel, die das bekannte Werk von J.S. Bach spielt.

 

Kopfkino startet gleich auf der ersten Seite. Man kann sich sofort die vielen Schauplätze, das Geschehen insgesamt in Bild und Farbe, haptisch wie olfaktorisch vergegenwärtigen. Es ist, als ob man dem sympathischen Commissario über die Schulter schaut und stets bei seinen Ermittlungen live dabei ist.

Sein jüngerer Kollege Del Pino ist ebenso stets dabei, bildet einen guten Kontrast, eine durchaus willkommene Untermalung für den reiferen und zurückhaltenderen Di Bernardo. Überhaupt, das gesamte Team glänzt durch Kompetenz, Tüchtigkeit, freundlichen Umgang miteinander. Eine wohlfunktionierende Gemeinschaft. Pures Vergnügen, dabei zu sein, sowohl beim Ermitteln als auch beim Entspannen. Den Sohn des Commissarios, Alberto, habe ich vermisst. In Wien ist er, Auslandserfahrung usw. Zum Schluss war er doch aufgetaucht, um den Vater mit den nötigen Informationen zu versorgen. Hoffe, in weiteren Fällen ist er gleich vom Anfang an dabei. Ein aufgeweckter junger Mann. Vllt klappt es doch, mit der Verwirklichung seiner Ideale? (Schmunzel).

 

Der Fall ist wohl komponiert und gekonnt erzählt, wieder in der Musikerszene angesiedelt. 

Die Dinge wurden knapp und auf den Punkt geschildert. Schlicht und ergreifend. Diese effektive Art, den Stoff vor Augen der Leser darzulegen, gefiel mir sehr gut. 

Die Kapitelübergänge sind einfach „mörderisch“: Ein Kliffhänger jagt den nächsten. Absolut unmöglich, eine Pause einzulegen. Gut so.

 

Die Themen sind hochaktuell. Unter anderem geht es um die Edelhölzer, Baustoff für die Violinenbögen.

Auch die weniger edlen Hölzer sind Gegenstand der Spekulationsgeschäfte, wie so vieles andere. Gefährlich, in vielerlei Hinsicht. Seit Jahren wird es abgeholzt, riesige Areale, hüben wie drüben, als ob es keinen Morgen mehr gibt. Das Ergebnis dieser Massenmassaker, diese Bilder und das Wissen, wofür dies gemacht wurde, brechen einem einfach das Herz. 

Und so manch weniger geschickter Spekulant, wie in diesem Krimi, fällt auch zum Opfer dieses Wahns.

Es gibt noch mehr an aktuellen Themen, ob groß in Bild gesetzt, wie das Schicksal der jungen Frau aus Rumänien, die ihr Glück in Rom zu finden hoffte, oder auch andere Themen, eher nebenbei erwähnt, aber nicht weniger akut.

 

Ansonsten ist es ein schöner Leserstoff, hat mir gut gefallen. Kann mir die Fälle als Hörbücher sehr gut vorstellen. Den ersten, „Tödliche Sonate“, gibt es bereits als Hörbuch mit Starbesetzung. Bleibt zu hoffen, dass auch weitere vertont werden.

 

Ein wenig, von der Atmosphäre, der akuten gesellschaftlichen Themen, den sympathischen Ermittlern her, erinnert mich diese Reihe an die mit Commissario Brunetti aus Venedig. Ich wünsche dieser Reihe noch mehr Folgen und viele dankbare und faszinierte Leser.