Rezension

DU kannst das BÖSE sein...

Little Brother - Cory Doctorow

Little Brother
von Cory Doctorow

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin Gamer, mal mehr, mal weniger. In letzter Zeit eher weniger, aber ansonsten habe ich eine Playstation2 und 3, eine PSP, einen Gamecube, einen Nintendo DS. Mein Freund hat eine Wii, sein Bruder eine X-Box 360 und nebenbei zockten wir früher ein Browsergame im Internet.
Gibt es einen besseren Hintergrund um zu dem Buch 'Little Brother' zu greifen? Ich glaube kaum.Und wenn dann noch einer meiner Lieblingsautoren auf dem Cover schreibt: ' Eine mitreißende Geschichte über den Aufstand der Gamer-Generation.' (Scott Westerfeld), dann landet das Buch bei mir zu Hause.

Marcus ist 17 und begeisterter Gamer. Alles, was mit PCs zu tun hat, kann er. Sein Notebook ist selbst gebaut, seine E-Mail hostet er über einen Server in Schweden über die Piratenpartei. In solchen Dingen macht ihm niemand was vor. Aber dann explodiert eine Bombe in San Francisco und seiner Freunde und er sind plötzlich am falschen Ort. Sie werden verschleppt, mit Säcken auf den Köpfen abgeführt und irgendwo hingebracht. Dort werden sie behandelt wie Terroristen. Nach seiner Freilassung ist er ein gebrannter Mensch und wird weiter beobachtet. In seinem gebrochenen Geist erwacht wieder Kampfgeist und er will sie stürzen. Alle, die ganze verdammte Regierung.

Cory Doctorow entwirft ein schreckliches, doch nicht ganz unwirkliches Szenario. Zwar spielt die Geschichte ein paar Jahre mehr in der Zukunft (Microsoft verteilt X-Boxen umsonst), aber ansonsten kann es genau so passieren. Eine Bombe geht hoch und eine ganze Stadt wird paranoid. Die Sicherheitsmaßnahmen werden als solche verkauft, dienen aber nur als Überwachung jeden Schrittes, denn DU tust. Denn DU könntest das BÖSE sein.

Es war erdrückend, wie schnell eine Regierung seine eigenen Bürger verdächtigt und wie mies man dann behandelt wird. Diese Dinge sind gut beschrieben und erklärt und seitdem glaube ich auch, dass es wirklich so werden kann. Auch in Deutschland.

Marcus ist ein schlauer Junge und ein gut durchdachter Charakter. Er leidet, flucht und wird ein Kämpfer. Allein seine vorletzte Entscheidung in dem Buch kommt etwas überraschend und zwischendurch zweifelte ich ein bisschen an seinem Verstand. Aber wirklich vorstellen, wie ich handeln würde, nachdem ich solche schweren Dinge erlebt habe, weiß ich nicht.

Schwierig war für mich vor allem, dass Marcus alles haarklein erklärt. Das Hosten von E-Mails auf Servern in anderen Ländern musste ich genau so lesen wie das, was seinen Freunden geschieht. Die PC-Kenntnisse waren manchmal zu langatmig und verstanden habe ich sie auch nicht. Einfach, weil ich in der Materie nicht bewandert bin.

Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen. Die Schrift ist angenehm gesetzt und sogar der Schrifttyp hat mir diesmal gefallen. Am Anfang zieht sich die Geschichte etwas, aber ab der Mitte wird sich immer besser und ließ sich schnell lesen.

Für dieses Buch möchte ich eine Leseempfehlung aussprechen. Es ist ein Buch, dass für mich in die Kategorie 'Jungenbuch' eingeordnet werden kann. Einfach weil ich glaube, dass Jungs ihren Spaß haben an dem ganzen Technikkram. Ich will aber auch nicht sagen, dass es solche Mädchen nicht gibt

Wer sich dafür interessiert wie es in der Zukunft weiter gehen könnte, der trifft hier auf ein gutes Szenario.

Von mir gibt es drei Sterne, weil ich kein Technikfreak bin und die Erklärungen für mich zu lang waren.