Rezension

Dubiose Nachhilfe

Junjo Romantica. Bd.1 - Shungiku Nakamura

Junjo Romantica. Bd.1
von Shungiku Nakamura

Bewertet mit 4 Sternen

Misaki ist ein eher unterdurchschnittlicher Schüler, doch er hat es sich in den Kopf gesetzt an der renommierten Universität M. zu studieren. Um seine Noten zu verbessern hat sein Bruder Takahiko seinen besten Freund, den Bestsellerautor Akihiko Usami, gebeten Misaki Nachhilfe zu geben. Ihr erstes Treffen steht allerdings unter einem schlechten Stern. Wie soll Misaki bloß mit dem arroganten, kindischen und übergriffigen Usami klar kommen, da er doch die einzige Möglichkeit ist, seinen großen Traum zu erreichen?

Das Buch lässt mich zwiespältig zurück. Einerseits war ich verblüfft und sprachlos als nach einer Beinahe-Vergewaltigung auf den ersten Seiten, doch der Nachhilfe-Unterricht stattfindet und Misaki schließlich sogar bei Usami als Untermieter einzieht. Dass dies so gut wie gar nicht problematisiert wurde, hat mich etwas fassungslos gemacht. Andererseits wiederum ist die Geschichte sehr witzig und leicht geschrieben. Die Charaktere wachsen einem fast sofort ans Herz, selbst der so merkwürdige Usami. Beides versöhnt mich etwas mit der merkwürdigen Einleitung. Man erfährt schon in diesem ersten Band mehr über Usami, sodass man für diesen Charakter schließlich viel Sympathie entwickelt.

Außerdem enthält dieser erste Band bereits einen Auftakt zu einem Extra-Erzählstrang, Junjo Egoist, der näher auf Randfiguren der Hauptgeschichte eingeht. Dies gibt der Junjo Romantica-Reihe eine großartige Komplexität, da sie auch auf die Hauptgeschichte einen neuen Blickwinkel eröffnet.

Der Zeichenstil ist manchmal etwas seltsam mit den teilweise überdimensionierten Händen, aber im Großen und Ganzen gefällt er mir. Die sehr eindeutigen erotischen Szenen sind nicht ganz mein Fall, aber stören die Story-Entwicklung nicht, sodass ich damit leben kann.

Eine Shonen-Ai-Reihe, die mich mit Witz und Sympathie schließlich überzeugt hat. Ein bisschen Slap-Stick, ein bisschen Liebesgeschichte und genügend Realität, um glaubwürdig zu sein.