Rezension

Düster

Die dunkle Talion - Wolfgang Haupt

Die dunkle Talion
von Wolfgang Haupt

Bewertet mit 4 Sternen

Talion - "Unter Talion,...Talionsprinzip, versteht man eine Rechtsfigur, nach der zwischen dem Schaden, der einem Opfer zugefügt wurde, und dem Schaden, der dem Täter zugefügt werden soll, ein Gleichgewicht angestrebt wird."  wikipedia

1984 wird Kommisar Ranfort, für eine Mord in Saint-Lemis verurteilt, den er nicht begangen hat. Um seine Unschuld zu beweisen, flüchtet er nach Algerien (beschrieben im Vorgänger "Der algerische Hirte").
1996 sitzt Ranfort immer noch im Knast, als an gleicher Stelle ein Mann mit derselben Waffe hingerichtet wird. Larut, ehemaliger Polizeichef und damaliger Vorgesetzte von Ranfort, hat sich nie mit der Verurteilung abfinden können und auch dass er dem Kollegen nicht geholfen hat, lastet schwer auf seinem Gewissen. Und deshalb begibt er sich jetzt auf eine Suche nach Zusammenhängen. Fakten und Ereignisse die weit in die Vergangenheit des Algerienkrieges reichen.

Ehrlich gesagt habe ich mich sehr durch die erste Hälfte gequält, denn obwohl ich den Vorgänger kenne, hatte ich keine Ahnung wohin mich alles führen wird. Was ist wichtig, was unwichtig. Dazu kommt, dass der Autor sehr intensiv beschreibt. Das führt zwar zu einer dunklen, beklemmenden Atmosphäre, aber ich hatte das Gefühl, dadurch wichtige Informationen zu überlesen. Ein Gefühl, dass ich schon im ersten Band hatte. In der zweiten Hälfte wird es angenehmer, denn hier wird die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben und damit die Zusammenhänge klarer und eindeutig. Und dann war auch die Spannung da, die ich von einem Thriller erwarte. Aber bis hier her wären es nur drei Sterne gewesen, aber das Ende, abrupt und gnadenlos, absolut passend zum Buch, hat mich versöhnt und die Bewertung nach oben korrigiert.

Das Sujet ist etwas besonderes, das Marseille der Ganoven, die Ghettos der Araber und immer wieder dunkle Kneipen und ein Pastis und noch einer und einer...
Die Protagonisten sind nicht unbedingt sympathisch und im Ganzen erinnert mich dieses Buch an einen Film Noir aus den Fünfziger Jahren.

Fazit: Ich tue mich mit einer Empfehlung sehr schwer. Es ist ein Buch, auf welches man sich einlassen muss, das Zeit und Nachdenken verlangt. Meiner Meinung nach sollte man beide Bücher in Reihenfolge und mit wenig Abstand lesen. Das erleichtert das Verständnis sicher sehr.