Rezension

Düster, unheilvoll und emotional

Die perfekte Familie -

Die perfekte Familie
von Shalini Boland

Bewertet mit 5 Sternen

"Die perfekte Familie “ von Shalini Boland, klang nach einem verdammt guten Thriller. Zudem lese ich diese Art von Storys unglaublich gern. Also hab ich nicht lange gefackelt und direkt losgelegt.

Der Schreibstil der Autorin hat mir unglaublich gut gefallen. Einnehmend, fesselnd und sehr bildhaft. Ich bin förmlich durch die Seiten gerauscht, so unfassbar gut hat es sich lesen lassen.
Dazu erschafft die Autorin eine sehr düstere und bedrohliche Atmosphäre, was unglaublich gut passt.
Im Fokus hierbei steht Gemma, deren Perspektive wir auch erfahren.
Nach außen hin scheint sie perfekt.
Perfekte Geschäftsfrau, Ehefrau und Mutter.
Doch wie perfekt ist ihr Leben wirklich?
Ich mochte sie total gern. Weil sie nicht kalt und berechnend war, sondern auch Verletzlichkeit und Zweifel zuließ. Sie ist ein sehr emotionaler Mensch, der allzu leicht auseinanderbricht und sich schnell etwas zu Herzen nimmt.
Daneben sind auch die Nebencharaktere wunderbar und sorgfältig ausgearbeitet. Sie nehmen für sich ein und beeindrucken auf vielfache Art und Weise.
Sie sind authentisch, greifbar und mit Leben gefüllt.
Daneben erfährt man noch die Perspektive einer weiteren Person. Was einen guten Blick in den wahren Abgrund gewährt. Was Spuren von Kalkül und Besessenheit in sich trägt.

Der Einstieg fiel mir unfassbar leicht. Ich hab diese Geschichte direkt wahnsinnig gern gemocht und hab unfassbar mit Gemma mitgelitten.
Es passieren so seltsame, verstörende und beängstigende Dinge, dass man direkt auf der Hut ist.
Mit einer Subtilität, die das Ganze so gefährlich macht.
Man spürt ,dass sie gezielt immer weiter in die Ecke gedrängt wird, erkennt aber nicht aus welchem Bereich diese Gefahr kommt.
Die Verdächtige ist schnell gefunden. Doch war es wirklich die Nanny?
Ist es nicht zu einfach? Zu offensichtlich?

Daneben lernt man auch die Nanny, sowie Gemmas Mann kennen. Erstere hat ordentlich Biss und scheinbar schreckt sie vor gar nichts zurück. Mit einer Finesse ,die erschreckend, aber gleichzeitig brillant ist.
Gemmas Mann war mir dagegen zu perfekt. Er hinterfragt nur selten etwas und nimmt scheinbar alles hin. Wer ist er wirklich?
Ihm hätten ein paar mehr Ecken und Kanten nicht geschadet. Er wirkte einfach zu glatt, dass es glaubhaft sein könnte.
Shalini Boland bringt hier das ein oder andere Klischee zum Einsatz, verdeckt damit Schmerz und Verwundbarkeit. Was mir richtig gut gefallen hat. Der Mensch hat gelernt, eine Mauer um sich herum aufzubauen, damit er widerstandsfähiger und weniger angreifbar wird. Das führt dazu, dass man kalt und berechnend wirkt.
Zudem wurden hier wirklich tolle Charaktere eingearbeitet, die auch emotional greifen.
Es wird dabei aufgezeigt, welche Macht man Menschen gibt und wie leicht sie dich von innen heraus manipulieren und zerstören können. Es ist ein schleichender Prozess, den man bewusst gar nicht wahrnimmt.
Zwar ist dieser Thriller sehr vorhersehbar. Aber auch sehr nervenaufreibend und intensiv. Die Fassade bricht immer mehr auseinander und ist durchzogen von Zweifeln, Ängsten und schierer Hilflosigkeit.
Tränen, Trauer und Wut. Mit so einer Dramatik verbunden, die sprachlos macht.
Sehr gekonnt bringt die Autorin auch die psychologischen Aspekte zum Einsatz und versteht es, gekonnt mit Ängsten und Moralvorstellungen zu spielen.
Insgesamt bin ich sehr begeistert, zumal sich am Ende quasi alles überschlägt, da ist ihr eine Wende gelungen, die ich so nicht habe kommen sehen. Die jedoch perfekt alles abrundet und absolut beängstigend ist.

Fazit:
Mit „Die perfekte Familie “ ist Shalini Boland ein Thriller gelungen, der zwar etwas vorhersehbar ist, aber mit einer unglaublich großen Dynamik besticht und den Leser immer wieder bei der Stange hält.
Düster, unheilvoll und emotional.
Eine Story, die mich unglaublich begeistert hat und mit einem Ende punktet, dass es wirklich in sich hat.
Unbedingt lesen.