Rezension

Dunkle Flecken in Dunkelblum

Dunkelblum -

Dunkelblum
von Eva Menasse

Bewertet mit 5 Sternen

Dunkelblum: eine Kleinstadt im Burgenland, an der Grenze zu Ungarn, mit einer sehr alten Pestsäule, einem Schlossturm und der zweitgrößten Gruftanlage in Österreich. Ein Heimatmuseum und eine Ortschronik sind in Planung. Es gibt ein Hotel und Fremdenzimmer. Alles paletti? Nein, da kommt Eva Menasse und kratzt heftig am Lack der fiktiven Stadt, deren Vorbild real ist und einen anderen Namen trägt.

Es geschehen seltsame Dinge in Dunkelblum: ein Fremder quartiert sich über Wochen im Hotel Tüffer ein, befragt Einwohner, dann wird auch noch ein vergrabenes Skelett auf einem der Hügel gefunden, die junge Flocke, Tochter eines rennomierten Weinbauern, verschwindet und es kommen plötzlich Menschen aus der DDR durch den ehemals Eisernen Vorhang. Unter der propperen Schale entdeckt man plötzlich einen ganz faulen Kern, der in die Nazizeit zurück reicht. Das macht vielen Menschen in Dunkelblum Angst und einige werden sehr aggressiv.

Meisterhaft versteht es Eva Menasse die Konflikte im Ort aufzudecken und zu sezieren. Ihre Sprache ist fein, manche Sätze möchte man einrahmen und ihre Wortschöpfungen sind köstlich, z.B. heißen die Ungarn nur die "Drübigen" und sind nicht sehr beliebt. Dabei blitzt immer wieder tief schwarzer Humor auf, sonst könnte man die Vorgänge sicher nicht ertragen.

Ein sehr entlarvendes Buch, das die Lügen im Gedächtnis der Menschen aufdeckt und akribisch analysiert. Dabei sehr gut zu lesen, trotz der Vielzahl der Akteure, und auch noch spannend. Was will man mehr? Das Buch regt zum Nachdenken an und bekommt von mir die - seltene - volle Punktzahl!